Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

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Bildungslücke
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Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Bildungslücke »

Hallo ins Forum,

ich bin Michaela aus NRW.

da ich blind bin, bitte ich nur um Erklärung in Textform, falls das machbar ist.

Nun meine Frage:

ich möchte einen Raglanpullover für eine Puppe selbst berechnen. Den möchte ich nicht rundstricken, weil ich das Prinzip generell auf Reihen lernen möchte, sonst sind bei großen Größen mir zuviele Maschen auf der Nadel.

Meine Mapro hat 16 Maschen und 26 Reihen auf 10 cm.
Die Breite des Pullis ist 23 cm, und das Halsloch soll 12 cm breit werden. Habe Breite minus Haldslochbreite durch zwei gerechnet, und komme auf 6 cm Breite der Raglanschräge.
Für meine 10 cm ab Armausschnitt bleiben Reihen nach der Raglanschräge übrig? Kann ich die gerade hochstricken? Und wie rechne ich die Ärmel aus? Die Schräge muss ja passen. Der Ärmel soll unten 10, oben 18 cm werden und eine Länge von 18 cm haben.

Hoffentlich könnt ihr mir folgen. Falls nicht, gebt Tips, wie ich das besser verständlich machen kann. Bin kein Forenprofie.

Danke und lieben Gruß
Michi
Kerstin
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Re: Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Kerstin »

Hallo Michi,

wenn der Pullover 23 cm breit ist und das Halsloch 12 cm, dann bleiben 23 minus 12 gleich 11 cm übrig. 11 geteilt durch 2 ergibt 5,5 cm, die pro Seite abgenommen werden müssen.
Umgerechnet auf Maschen sind das 5,5 cm mal 1,6 Maschen pro cm gemäß Maschenprobe. Das ergibt 8,8 Maschen, aufgerundet 9 Maschen.
Diese 9 Maschen verteilen sich auf 26 Reihen gemäß Maschenprobe. Das lässt sich ziemlich einfach aufteilen: In der ersten Reihe nimmt man auf jeder Seite eine Masche ab, dann in jeder dritten Reihe wiederum eine Masche, bis neun Maschen abgenommen sind. Das wäre in der 25. Reihe. Dann strickt man noch die 26. Reihe und ist fertig. Man nimmt nie in der letzten Reihe ab, weil die Abnahme dann keine Wirkung mehr hat.
23 cm Breite benötigen gemäß Maschenprobe 23 mal 1,6 gleich 36,8 Maschen, das würde ich aufrunden auf 37 Maschen. Wenn beidseitig je 9 Maschen abgenommen werden, bleiben 19 Maschen an der Halskante übrig. Die kann man stilllegen und später eine Blende in Runden anstricken, wenn alle Teile zusammengenäht sind.

Die Ärmel passen, wenn ihre Schrägung genau so lang ist wie die Schrägung der Leibteile. Am einfachsten geht es, wenn die Ärmel und die Leibteile dieselbe Reihenzahl in der Schrägung haben. Das kann man hier gut machen, weil Puppen sich nie über eventuell schlecht sitzende oder kneifende Ärmel beklagen.
Wenn der Ärmel 18 cm lang werden soll und davon 10 cm für die Raglanschräge benötigt werden, dann bleiben noch 8 cm, in denen man von 10 cm Breite auf 18 cm Breite zunimmt, also auf jeder Seite 4 cm.
Den Ärmel beginnt man mit 17 Maschen und nimmt in 21 Reihen pro Seite 6 Maschen zu. Ich würde dabei das erste Mal in der vierten und dann jeder folgenden dritten Reihe zunehmen, also Reihe 4, 7, 10, 13, 17, 20. Dann hat man insgesamt 29 Maschen, das sind 18 cm. Nun noch die 21. Reihe stricken, und dann kommen die Abnahmen für die Raglanschräge.
Hier kommt es darauf an, wie breit die obere Ärmelkante sein soll. Diese Kante bildet einen Teil des Halsausschnitts. Angenommen, man will 3 cm für die Kante übrig behalten, das entspricht 5 Maschen. Von den 29 Maschen müssen dann pro Seite 12 Maschen abgenommen werden, damit fünf Maschen übrig bleiben. Es stehen wieder 26 Reihen zur Verfügung, die 10 cm Höhe ergeben. Hier würde ich in jeder zweiten Reihe beidseitig eine Masche abnehmen. Die letzte Abnahme wäre dann in Reihe 24, dann noch zwei Reihen stricken, um auf 26 Reihen zu kommen.
Wenn die obere Ärmelkante breiter sein soll, muss man die Maschenzahl für die Abnahmen neu berechnen und neu auf die 26 Reihen verteilen.

Ich hoffe, das ist für dich nachvollziehbar. Auf jeden Fall viel Erfolg beim Stricken!

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Bildungslücke
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Re: Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Bildungslücke »

uten Abend Kerstin,

herzlichen Dank! Deine Aufschlüsselung ist nachvollziehbar. Hach, jetzt erkenn ich meinen Fehler. Hab die 5,5 cm aufgerundet und dann noch falsch verteilt. So, wie du das schreibst, erstellst du wohl öfter eigene Anleitungen? Alle Achtung!

lieben Gruß *riesigfreu*
Kerstin
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Re: Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Kerstin »

Hallo Michi,

richtige Anleitungen erstelle ich kaum. Aber seit über 30 Jahren passe ich Anleitungen aus Büchern oder Magazinen an meine Größe oder meine Vorstellungen an, weil viele Entwürfe, auch solche von namhaften Designern, unpraktisch, untragbar oder irgendwie verpfuscht sind.

Wenn du Schnitte oder Teile berechnest, solltest du zuerst alles von Zentimetern auf Maschen und Reihen umrechnen und dann erst auf- oder abrunden. Maschen und Reihen kann man nämlich nicht halb stricken.
Das Viereck aus einer Masche und einer Reihe bildet die kleinste Einheit, aus der sich jedes Strickstück zusammensetzt. Es ist auch die kleinste mögliche Einheit zum Anpassen, wenn das Strickstück schmaler oder breiter, länger oder kürzer werden soll. Deshalb kann man genaue Berechnungen nur auf Basis einer Maschenprobe machen.

Mit deinem Handicap gehst du präziser und planvoller an dein Strickprojekt, als es viele sehende Strickerinnen tun würden. Das finde ich ganz toll.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Bildungslücke
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Re: Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Bildungslücke »

Hallo Kerstin,
oft passen bei mir die Maschenproben nicht zu den Anleitungen. und weil ich keine Schnittzeichnung lesen kann, muss ich dann umständlich jedes Maß umrechnen. Das ist störend. Und daher probier ich viel selbst, leider mit Fehlern, die ich aber langsam in den Griff kriege. lieb, dass du das aufgeschlüsselt hast. So krumme zahlen, und ich wusste nicht wohin mit den Reihen.
Zählst du die Anschlagsreihe grundsätzlich mit? bei glatt rechts hab ich die erste Rückreihe nach dem Anschlag, den ich aufstricke mit linken Maschen. Hab heute im Nähkaffee mitbekommen, dass das wohl unterschiedlich gehandhabt wird.

lieben Gruß
Kerstin
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Re: Könnt ihr mir beim Raglanberechnen helfen?

Beitrag von Kerstin »

Hallo Michi,

mit deinen Problemen bist du nicht allein. Es gibt viele Strickanleitungen ohne Schnittzeichnungen, zum Beispiel für Handschuhe oder Mützen. Da muss man auch als Sehende zunächst von Maschenzahl, Reihenzahl und hoffentlich angegebener Maschenprobe zurückrechnen auf das tatsächliche Maß, und dann berechnet man alles neu auf Basis der eigenen Maschenprobe.

Für den Maschenanschlag gibt es viele Methoden. Am häufigsten verwendet man in Deutschland wohl den Kreuzanschlag. Er ist genau genommen ein aufgeschlungener Anschlag, bei dem gleich jede Masche einmal gestrickt wird. Deshalb benötigt man dafür ein langes Fadenende. Mit dem Fadenende bildet man die Schlingen, und mit dem Faden vom Knäuel holt man gleich eine Masche durch. Auf diese Weise entsteht schon die erste Reihe, die auch sichtbar ist. Damit ist der Kreuzanschlag nicht so lose wie ein aufgeschlungener Anschlag allein. Vielleicht kann dir jemand beim Nähkaffee zeigen, wie es funktioniert?
Nach dem Anschlag ist man quasi am Ende der ersten Reihe und wendet für die nächste Reihe. Wenn man den Kreuzanschlag über die linke Hand macht, entstehen rechte Maschen. Nach dem Wenden startet man also mit einer Rückreihe. Macht man ihn über die rechte Hand, dann entstehen linke Maschen. Das ist praktisch, wenn man unbedingt mit einer Hinreihe anfangen will. In diesem Fall braucht man nicht zu wenden, weil man quasi schon am Anfang einer Hinreihe ist.

Beim Aufstricken kann man sowohl rechte als auch linke Maschen anschlagen, je nachdem, ob man den Faden nach hinten oder nach vorn durchzieht. Damit kann man auch abwechselnd 1 rechts, 1 links anschlagen, wenn man das möchte.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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