GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Fragen zu DesignaKnit, Strickrechner, Knitware und anderen Computerhilfsmitteln zum Entwerfen und Berechnen von Strickteilen
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

Hallo,

wir sind Kirstin und Nicco und wir arbeiten in diesem Jahr an einem Google Summer of Code(GSoC) Projekt zu AYAB und Stricken.
Chris Obersteiner und Andy Müller(Entwickler von AYAB) sind unsere Betreuer für das Projekt.

Bisher haben wir uns damit beschäftigt eine Bibliothek zu bauen, die sich mit "Strickanleitungen" beschäftigt.
Unser Ziel und unsere Vision ist es, ein Format zu schaffen, in dem ausgedrückt werden kann, wie das Strickresultat aussehen soll. Dieses Format kann dann in Verschiedenes transformiert werden:
  • Anleitung zum Handstricken
  • Instruktionen für Strickmaschinen(vorerst nur AYAB aber andere Schnittstellen denkbar)
    • Instruktionen für die Bediener einer Strickmaschine(Schlittenwechsel, Maschen Zu- und Abnahme...)
  • Eine Kombination aus beidem, da z.B. die Maschine nicht alle Instruktionen unterstützt
Ein Format für "Strickanleitungen" gibt es bereits. Es fehlen natürlich noch einige Komponenten, die nötig sind, damit das Resultat auch benutzbar ist.

Soweit bisher. Ich würde gerne eure Ideen und Gedanken zu dem hören, was ich vorgestellt habe. Gibt es Unklarheiten, etwas das ich präziser hätte ausdrücken können? Haltet ihr die Idee für sinnvoll? Was würdet ihr damit machen, wenn es das alles schon fertig und benutzbar gäbe?


Bei Interesse erzählen wir auch gerne noch mehr von dem, was wir aktuell machen.
Wir sind offen für Fragen und Anregungen!


Das alles ist natürlich Open Source:
GitHub Repository mit Issues
GitHub Repository mit Code zur Bibliothek für "Strickanleitungen"
Ein bebilderter Blog zur Dokumentation unserer Fortschritte(alles in Englisch)

Viele Grüße,
Kirstin und Nicco
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

hallo Kirstin und Nicco,
ich finde euer Projekt sehr interessant, aber ich weiß nicht, ob ich schon genau verstanden habe, worum es geht.
ich versuche mal:
  • Das Format soll ein fertiges Strickteil so beschreiben, dass sich daraus eine Hand- oder Maschinenstrickanleitung ergibt?
    Wer mit Ayab strickt, verwendet dazu im Moment wahrscheinlich 3 verschiedene Programme:
    1. Ein Schnittprogramm, das nach Eingabe von Maßen und Maschenproben eine Fläche berechnet und nadelgenau ausgibt. z.B. den Strickrechner von Sabine oder eigene Rechnung.
    2. Ein Musterzeichenprogramm zur Bestimmung der Nadelauswahl (rechts, links, fang, farbig, ausgelassen oder was auch immer oder ein pixelorientiertes Grafikprogramm.
    3. Ein Programm, das die Informationen in die Maschine überträgt, was sie wann tun oder rückmelden soll.
    Integriert macht das nach meinem Wissen im Moment nur DAK
Der Vorteil des Ayab lag darin, dass man eine Maschine ohne Speicher zeilenweise ansteuern kann.
Einen Strickrechner benutzen Maschinenstricker in der Regel sowieso.
Die Anordnung von Mustern muss man bei nicht integrierten Programmen halt im eigenen Kopf bestimmen.
Die Vorlieben zur Mustererstellung sind sehr individuell.
Wer DAK besitzt, wird wohl kaum irgendwas an Funktionen vermissen.
Ich kann mir jetzt durchaus vorstellen, dass man Ayab mit einer zeilenweisen Anweisung zur Formgestaltung ergänzen kann, aber irgendwo muss man die Werte ja her haben.
Würde ich die errechneten Werte zusätzlich in Ayab eingeben, damit ich ans Abnehmen erinnert würde? Ja, aber nicht bei jedem Strickstück neu. Da würde ich wohl wieder den Ausdruck neben die Maschine legen.
Was ich mir wünsche, wenn alles fertig ist? Keine Ahnung, vielleicht gibts ja mal gedruckte Pullover, wenn man das Tomogramm lädt.
Bisher haben wir uns damit beschäftigt eine Bibliothek zu bauen, die sich mit "Strickanleitungen" beschäftigt.
Was bedeutet das? Heißt Bibliothek Modul zur Kugelarmberechnung oder sowas ähnliches?
Ein Format für "Strickanleitungen" gibt es bereits.
Hier habe ich nicht verstanden, was damit gemeint ist. Ich kenne nur "Strickschriften" und damit stehe ich als Maschinenstricker auf Kriegsfuß, wenn ich ein Lochmuster umsetzen soll. Maschinenstricker denken m. E. irgendwie nicht in Strickschriften, eben nicht in einzelnen Maschenoperationen, gehen ja auch viele technisch gar nicht. Für die Maschine reicht ja und nein.

Bitte verzeiht, wenn wir noch nicht die selbe Sprache sprechen, aber so ist das halt mal.

Es gibt eine Ayab-Gruppe in Facebook und eine in ravelry, da könnt ihr sicher jede Menge Statements bekommen.
Natürlich könnt ihr auch hier jede Menge Löcher fragen. Geballtes Strickerwissen allüberall!
Jetzt geh ich mal euren bebilderten Blog lesen, oder hätte ich das vorher tun sollen, damit ich nicht so unbeleckt rüberkomm?
Viel Erfolg!
Strickendes Landei
Mitglied
Beiträge: 586
Registriert: Fr Sep 16, 2011 08:27

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Strickendes Landei »

Hallo Kirstin und Nicco,
herzlich willkommen im Strickforum!

So sehr es mich freut, das ihr euch mit unserem Hobby auseinandersetzt und weiterentwickeln wollt - ich verstehe kein Wort.
Englisch verstehe ich problemlos, Technik ist mir vom Innenleben der Küchenmachine bis zur Industrieproduktion vertraut, aber ich verstehe nicht die Texte eures Blogs. Kann es sein, das deutsche Begriffe und Redewendungen ins Englische übersetzt wurden?

Was ich glaube herauszulesen:
Ihr möchtet eine Open Source Software schreiben, die klassische Strickschriften (umhängen, zusammenstricken, Farbe 1, Farbe 2....) in ein halbautomatisches Programm übernimmt.
Die außerdem die Form des Strickteils errechnet (Maschen/Reihen Zunahmen/Abnahmen) und Schlittenbefehle für verschiedene Maschinen angibt.

Eine nette Idee - aber - mit (Hand)Strickschriften stehe ich eher auf Kriegfuß.

Maschinen können viel, aber halt nicht alles, was mit Handstricken möglich ist.

Ich lass mich mal überraschen, was ihr draus macht.
Liebe Grüße und viel Erfolg
Sandra
frieda
Kompendium unnützen Wissens
Beiträge: 3129
Registriert: Di Jan 16, 2007 23:44
Strickmaschine: KH940/KR850 KG93 KH260/KR260 KRC900 KHC820 KL116 und DK8
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von frieda »

Können wir bitte zuerst klären, was ihr unter "Strickanleitung" versteht? Beim ersten Lesen Eures Beitrages habe ich zuerst gedacht, dass es um die komplette Anleitung geht, nach der ein Kleidungsstück entsteht. Also quasi das Schnittmuster integriert mit dem Strickmuster. Beim Überfliegen Eures Blogs habe ich jetzt erst mal den Eindruck gehabt, dass es nur um das Strickmuster geht, nicht aber um den Schnitt.
Könnt ihr das bitte kurz noch konkretisieren?

Grüßlis,

frieda
Bewertung: 2.44%
http://frieda-freude-eierkuchen.blogspot.com/

KH940/KR850 KG93 KH260/KR260 KRC900 KHC820 KL116, SK860, D280H, DK8
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

ich versuche so gut es geht eure Fragen zu beantworten und uns ein wenig verständlicher zu erklären.
frieda hat geschrieben:Können wir bitte zuerst klären, was ihr unter "Strickanleitung" versteht? Beim ersten Lesen Eures Beitrages habe ich zuerst gedacht, dass es um die komplette Anleitung geht, nach der ein Kleidungsstück entsteht. Also quasi das Schnittmuster integriert mit dem Strickmuster. Beim Überfliegen Eures Blogs habe ich jetzt erst mal den Eindruck gehabt, dass es nur um das Strickmuster geht, nicht aber um den Schnitt.
Unser Ziel ist die komplette Anleitung. Aufbauend auf einem Schnittmuster und einer Maschenprobe, wollen wir errechnen wie viele Reihen und wie viele Maschen pro Reihe benötigt werden. Außerdem möchten wir Muster plazieren können und Wiederholungsschema für Muster definieren.
Bisher haben wir uns hauptsächlich mit "Strickdefinitionen" auf Maschenebene beschäftigt, also Muster. Dabei ist ein offenes(im Sinne von nicht abgeschlossen und vielseitig einsetzbar) Format entstanden.
Strickendes Landei hat geschrieben:Was ich glaube herauszulesen:
Ihr möchtet eine Open Source Software schreiben, die klassische Strickschriften (umhängen, zusammenstricken, Farbe 1, Farbe 2....) in ein halbautomatisches Programm übernimmt.
Die außerdem die Form des Strickteils errechnet (Maschen/Reihen Zunahmen/Abnahmen) und Schlittenbefehle für verschiedene Maschinen angibt.

Eine nette Idee - aber - mit (Hand)Strickschriften stehe ich eher auf Kriegfuß.

Maschinen können viel, aber halt nicht alles, was mit Handstricken möglich ist.
Ich denke unser Format basiert auf soetwas Ähnlichem wie Strickschriften. Dabei verstehe ich unter Strickschriften: eine Folge von Anweisungen was der/die Stricker/in tun soll. Anweisungen wie: linke Masche, rechte Masche, 2 zusammenstricken, Umschlag und viele viele mehr.
Unser Format basiert auf solchen Anweisungen. Anweisungen konsumieren und produzieren Maschen.
Das Format erlaubt es grundsätzlich JEDE denkbare Anweisung zu erstellen. Uns ist sehr bewusst, dass Maschinen nicht alles umsetzten können, das Menschen mit der Hand stricken können. Auch zwischen Maschinen gibt es Unterschiede.
Deshalb ist vorgesehen, dass wir
  1. Eine Menge an Anweisungen definieren
  2. Für eine Maschine(z.B. KH910) definieren welche der Anweisungen von der Maschine umsetzbar sind, welche die Hilfe des Menschen benötigen (Maschen Zu- und Abnahmen, Farbwechsel bei mehr als 2 Farben...) und welche nicht umsetzbar sind bzw. unserem Programm unbekannt
Wir möchten das unser Format theoretisch in der Lage dazu ist alles auszudrüchen, was beim Stricken möglich und dekbar ist. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, uns auf das zu beschränken was zum Beispiel die KH910 kann.
Irene Winter hat geschrieben:Wer mit Ayab strickt, verwendet dazu im Moment wahrscheinlich 3 verschiedene Programme:
1. Ein Schnittprogramm, das nach Eingabe von Maßen und Maschenproben eine Fläche berechnet und nadelgenau ausgibt. z.B. den Strickrechner von Sabine oder eigene Rechnung.
2. Ein Musterzeichenprogramm zur Bestimmung der Nadelauswahl (rechts, links, fang, farbig, ausgelassen oder was auch immer oder ein pixelorientiertes Grafikprogramm.
3. Ein Programm, das die Informationen in die Maschine überträgt, was sie wann tun oder rückmelden soll.
Integriert macht das nach meinem Wissen im Moment nur DAK
Unser Ziel ist es, ein Programm zu schaffen, das all diese Schritte vereint. Steht DAK für DesignaKnit?
Wir würden uns gerne die genannten Programme ansehen. Kannst du uns Links zu den Programmen zukommen lassen? Besonders Strickrechner und Musterzeichenprogramm finden wir interessant.

Grundsätzlich möchte ich sagen: Die AYAB Software, das heißt die Kommunikation mit der Strickmaschine, wird gleich bleiben. Was wir ändern ist die grafische Oberfläche und Funktionen die Außerdem zur Verfügung stehen. Außerdem möchten wir AYAB um eine Schnittstelle erweitern, sodass eben nicht nur Pixelgrafiken verstanden werden, sondern auch unser Format. Unser Format ist deshalb auch an Reihen orientiert.
Irene Winter hat geschrieben:Was bedeutet das? Heißt Bibliothek Modul zur Kugelarmberechnung oder sowas ähnliches?
Was ist eine Kugelarmberechnung?
Mit Bibliothek meine ich ein Modul oder Programm. DIeses Modul oder Programm stellt in diesem Fall viele Funktionen für den Umgang mit dem Format bereit. Zum Beispiel:
  • PNG Bild in unser Format konvertieren
  • Aus dem Format ein PNG generieren
  • Format aus JSON-Datei laden
  • Format in JSON-Datei speichern
  • Format zu SVG konvertieren, sodass ein veranschaulichendes Bild für das Muster entsteht (siehe Blog für Beispiele)
Das Modul/Programm ist als Werkzeugkiste zu verstehen. Es enthält nichts für Nutzerinteraktion und auch keine graphische Oberfläche. Das Programm für die Oberfläche, an dem wir jetzt Arbeiten, greift auf die Funktionen, die dort definiert sind, zurück.

Wir haben uns sehr über eure Fragen und Rückmeldungen gefreut, da es uns wichtig ist zu Verstehen, wie ihr denkt und was für Bedürfnisse ihr beim Stricken habt.

Ich hoffe ich konnte manches ein wenig verständlicher darstellen. Fragt gerne weiter.
Wie ihr schon festgestellt habt, sind wir noch nicht so gut vertraut mit dem Jargon der Maschinenstricker.
Wir geben uns Mühe und lernen schnell. :wink:
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

Hallo Kirstin,
sehr interessant, dass ihr tatsächlich die gesamte Gestaltung des Strickstücks unter einer Oberfläche vereinigen wollt:
Schnittgestaltung, Mustergestaltung mit Schnittintegration und die Interaktion von Programm, Strickmaschine und Bediener, ist das nicht ein bisschen viel?
Genau das macht Designaknit unter einer Oberfläche. Halt nicht wie in kniterate versprochen auch noch nahtlos!
Demos davon gibts überall.
Strickrechner gibts auch Legion. Manche Maschinenstricker stricken aber mit einem knitleader oder knitradar und verwenden Schneiderprogramme oder Fertigschnitte.
Pixelmalprogramme und Ditheringfilter gibts ja auch wie Sand am Meer. Da kann man jetzt keine Empfehlung geben, weil ja jeder was anderes bevorzugt. Wer gimp gewöhnt ist, wird kaum wincrea verwenden wollen. Wem der img2track algorithmus nicht passt, der nimmt halt was anderes um ein passendes bmp herzustellen.
Farbinformationen aus einem png braucht man beim Stricken wohl eher nicht. Oder soll das Programm auch die Farbseparation für 4fach-Jacquard übernehmen? Dafür gibts m.W. noch nix außer DAK, dafür wären AYABnutzer sicher dankbar. In der Dokumentation sind jedenfalls schon Pixelvorlagen drin, mit 3 Farben in einer Reihe. Habt ihr die auch praktisch schon mit dem Ayab gestrickt?
Was ist eine Kugelarmberechnung?
Wenn ich einen Pullover stricke, muss ich passende Löcher für die Arme einplanen. In diesen Armausschnitt muss der Ärmel dann auch passend hineingenäht werden können. Dazu muss ich die Kurve oder ein Dreieck der Armkugel bestimmen (ich will ja kein T-shirt) und ausrechnen, wann ich wo Maschen zu- oder abnehmen muss. Wenn das Ärmelmuster dann auch noch mit dem Vorderteilmuster übereinstimmt, dann ist das schon fein.
Wozu ist denn das Vektorgrafikformat in der Ausgabe gedacht?

Hach, ich finde das alles wieder so spannend!
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

Hallo Irene,

Unsere Vision ist die Vereinigung all dessen. Wir wissen, dass DesignaKnit praktisch all diese Funktionen bereitstellt. Es ist außerdem nicht wahrscheinlich, dass wir in der kurzen Zeit ein DesignaKnit komplett nachbauen.
Wir gehen Schritt für Schritt weiter. Aktuell arbeiten wir an einer Editoroberfläche für Muster. Diese designen wir für mobile Endgeräte zuerst, da das die größere Herausforderung ist.

Was neu ist an unserem Ansatz ist die Vereinheitlichung die wir versuchen. Wir vesuchen eine "Hochsprache" für das Stricken zu entwickeln, in der sich alles Erdenkliche abbilden lässt. Gleichzeitig wollen wir den Weg nach unten - zu einer kleinen Untermenge des Möglichen - bewahren, um mit Maschinen zu kommunizieren und zu stricken. Unser Format basiert auf JSON und ist deshalb auch für Menschen lesbar. Andere Teile werden SVG sein, also XML und sind als solche auch für Menschen lesbar. DesignaKnit verwendet binäre Formate, die Menschen nicht einfach so lesen und verstehen können.
Uns ist es wichtig, dass die Formate von Menschen lesbar sind, weil es bedeutet, dass sie einfacher von anderen (Entwicklern) verwendet werden können.

DesignaKnit ist sehr teuer. Wir wissen, dass die Entwicklung von Software teuer ist und DesignaKnit vermutlich nicht sooo viele Käufer findet, weshalb der Preis so hoch sein muss, damit es sich lohnt.
Wir möchten aber gerne, dass mehr Menschen Zugang zu guter und mächtiger Software zum Stricken haben - nicht nur Reiche aus Industrienationen.

Wir haben auch schon mit kniterate gesprochen, und dass wir eventuell ein wenig für den Editor bzw. das Austauschformat zusammen arbeiten können.
Irene Winter hat geschrieben:Farbinformationen aus einem png braucht man beim Stricken wohl eher nicht. Oder soll das Programm auch die Farbseparation für 4fach-Jacquard übernehmen? Dafür gibts m.W. noch nix außer DAK, dafür wären AYABnutzer sicher dankbar. In der Dokumentation sind jedenfalls schon Pixelvorlagen drin, mit 3 Farben in einer Reihe. Habt ihr die auch praktisch schon mit dem Ayab gestrickt?
Wir haben praktisch noch nicht mit mehr als 2 Farben in einer Reihe gestrickt. Wir möchten gerne ein Werkzeug bauen, das bei der Farbseparation hilft. Das steht aber momentan leider erstmal hinten an.
Die PNG-Konvertierung war auch mehr ein Beweis dafür, dass es geht. Wir haben ein Muster aus unserem Format nach PNG übersetzt und dieses dann mit AYAB gestrickt. :-)

Es wäre schön, wenn wir die Kugelarmberechnung irgendwann können. Wir möchten auch gerne eine 3-D Ansicht des Schnittmusters anzeigen. Aber das ist aktuell noch weit weit in der Zukunft.


Das Vektorgrafikformat ist mächtig. Es ermöglicht unendlichen Zoom und ist gut manipulierbar. Sprich auch Animationen sind leicht umsetzbar direkt auf dem Format. Das Meiste könnten wir sicherlich auch mit Pixelgrafiken erreichen, aber diese sind in einem Binärformat, das nicht so einfach manipulierbar ist wie SVG. Die Pixelgrafik enthält im Gegensatz zu SVG keine Semantik. Im SVG sind einzelne Elemente des Bilds benannt und es kann direkt auf diese zugegriffen werden. In einer Pixelgrafik gibt es eben nur Pixel.
Ich weiß nicht, ob das verständlich war. Ich hoffe es.

Fragen:
Ihr habt besonders auch Lochmuster angesprochen deren Erstellung euch als Maschinenstricker Probleme macht und in besonderem Maße dazu führt, dass ihr Strickschriften nicht leiden könnt. Was ist das Problem, dass ihr an der Stelle mit Strickschriften habt? Wie entwerft ihr Lochmuster? Wie würdet ihr sie gerne entwerfen? Was würde euch beim Entwurf von Lochmustern helfen?
anitasiwa
Mitglied
Beiträge: 91
Registriert: So Mai 18, 2014 14:41
Strickmaschine: Singer 600 mit memo2, brother KH 910 mit AYAB, Brother KH 900, 965i und KH 892 mit KG und jetzt DB KR 850, SilverReed LK 150, Duo 80, Passap E6000, Empisal Zippy Plus (= SK 280) mit LC 360, Bond Elite mit DB, Passap D,
Wohnort: Bayern

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von anitasiwa »

Hallo Kirstin,

ich finde euer Projekt ja total spannend und sehr ambitioniert. Ich drück euch die Daumen, dass es gelingt. Mir ist Designaknit auch zu teuer und deswegen behelfe ich mich mit dem Strickrechner 'fullyfashion', AYAB und der img2track Testversion. Von Designaknit gibts 'auch eine Testversion, wo man sich die Funktionsweise anschauen, aber nichts an die Maschine übertragen kann.
Was die Lochmuster betrifft: Kompliziert ist das für Maschinenstricker deshalb, weil der Schlitten nicht gleichzeitig mehrere Maschen umhänge und stricken in einem Arbeitsgang kann. Es gibt unterschiedliche technische Lösungen für Lochmuster, die je nach Fabrikat differieren: Brother Lochmuster kommen dem Handstrickmuster noch am nächsten. Hier hängt ein Lochmusterschlitten in einer Reihe jeweils eine Masche um (von links nach rechts zuerst und dann von rechts nach links). Da muss man den Lomuschlitten so oft schieben, bis das Loch und die Umhängemasche an der richtigen Stelle sitzen. Dann wird mit dem normalen Schlitten 2mal drübergestrickt usw. Empisal/Silverreed Maschinen hängen um und stricken gleichzeitig, aber da entsteht das Loch eben immer nur an der Stelle, wo auch die Umhängemasche sitzt und das sind eben nur 'Löchermuster', und die Handstrickoptik fehlt. Singer und Passap haben starre Nadeln in Kanälen und können deswegen gar nicht auf einem Bett umhängen. Das geht immer nur durch Bettenwechsel der Maschen mit einem Umhängeschlitten. Einfach umzusetzen sind jetzt bildlich die Empisal/Silverreed Lochmuster. Sie funktionieren im Prinzip wie Norweger, nur dass der Schlitten hier umhängt statt eine 2. Farbe strickt. Kompliziert wird's bei brother: Da müssen alle Zeichen, die als Strickschrift in einer Reihe erscheinen beim Handstricken, auf mehrere Reihen verteilt werden und das immer diagonal versetzt. Es kann sein, dass für eine Musterreihe 10 Reihen zu schreiben sind. Hier gibt es also in jeder Reihe nur umhängen oder nicht. Eine Maschinenstrickerin ist nun gewöhnt, diese Grafiken zu lesen, aber nicht die Zeichen eines Handstrickmusters, bei dem ja alles in einem Arbeitsgang funktionieren muss. Von brother gibt es aber eine Konsole PPD 120 mit einem Lace Cartridge, in die kann man Handstrickschriften für Lochmuster eingeben und das Cartridge rechnet die um in die Maschinenschrift.Ich hoffe, dass das zum besseren Verständnis beiträgt.
Viele Grüße
Anita
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

Hallo Kirstin,
ich fange an, die Grundzüge eurer Intention zu verstehen. Nix gegen lesbaren Zusatzcode in einer Ayabdatei. Da lässt sich einiges unterbringen. Bestimmt geht damit ein interaktives zeilenweises Stricken wie im DAK mit zusätzlichen Anweisungen auf dem Bildschirm.
Vielen Dank auch dir Anita, für die gute Darstellung der Loch- und Löchermuster. In dieser Breite und Maschinenabhängigkeit hätte ich das niemals erklären können. Das beschreibt nun auch hoffentlich für Kirstin genauer, warum Maschinenstricker mehr in schwarz und weiß als in Symbolen denken.
Ich glaube sogar, dass es noch schwieriger wird, weil Maschinen ja auch Techniken können, die per Hand sehr ungewöhnlich wären. Ich denke an Web- und Fangmuster, Jacquard ohne Spannfäden, piles mit der Toyota, auch die dreidimensionalen Strukturmuster von den genialen StrickstoffdesignerInnen. Jetzt setzt jede Maschine das selbe Muster auch noch mit anderer Technik um, das heißt die universelle Strickbeschreibungssprache muss noch in verschiedene Dialekte runtergebrochen werden.
Ob wir jemals in 3D planen werden? Warum nicht, Autobauer können das schließlich auch!
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

Unsere Strickbeschreibungssprache ist so offen, dass die Beschreibung von allem Erdenklichen grundsätzlich möglich sein sollte.
Das ist natürlich Fluch und Segen zugleich. Es eröffnet zwar unbegrenzte Möglichkeiten, der Spezifikation und Beschreibung, aber das bedeutet nicht, dass diese Instruktionen dann auch automatisch auf der Maschine umgesetzt werden können. Damit das dann geht ist tatsächlich Programmierarbeit nötig. Wie auch um eine weitere Maschine zu unterstützen. Wir versuchen, dass der Aufwand dafür gering bleibt und isoliert an einer Stelle stattfinden kann, sodass nicht unsere gesamte Software angepasst werden muss.

Ich glaube wir hatten schon eine gute Idee von Lochmustern und dem was an der Stelle das Problem ist. Die Karten für Lochmuster sehen natürlich ganz anders aus als das, die Instruktionen zum Handstricken.
Aktuell ist unser Plan, die Maschineninstruktionen ein wenig vor dem Nutzer zu verstecken. Wir wissen, dass Maschinenstricker eher mit den Nadelpositionsbeschreibungen für die Maschine vertraut sind und wie oft der Lochmusterschlitten dann hin und her bewegt werden muss. Wir sind aber bisher davon ausgegangen, das auch Maschinenstricker eigentlich gerne, zumindest wenn sie ein Muster designen, davon ausgehen, wie es aussehen soll und nicht wie die Anweisungen für die Maschine lauten sollen.
Unser Format soll deshalb enthalten wie es aussehen soll und wir hoffen, dass wir daraus (für eine bestimmte Maschine) eindeutig herausfinden und gernerieren können, welche Instruktionen dafür nötig sind. Das hat neben der Beschreibung/Anzeige, die zum Resultat passt auch den Vorteil, dass es unabhängig von der Maschine ist. Ihr habt selbst schon gesagt, dass manche Maschinen Lochmusterschlitten haben, die gleichzeitig umhängen und stricken können. Sicherlich gibt es hier verschiedene Varianten. Würden wir die Maschineninstruktionen in unsere Strickbeschreibungen einbauen, wären wir nicht mehr Maschinen unabhängig.

Unsere Beschreibung des Musters würde also nur enthalten, wie es am Ende aussehen soll. Um dorthin zu kommen würden während des Strickens der Maschine und dem Menschen entsprechende Anweisungen gegeben. Der Maschine eben die entsprechenden Nadelpositionen für die aktuelle Richtung des Lochmusterschlittens und dem Menschen würde gesagt, wie oft bzw. ob er den Lochmusterschlitten noch einmal bewegen muss.

Ich hoffe ihr konntet nachvollziehen, wie wir uns den Prozess bisher vorstellen. Was haltet ihr davon? Sind unsere Annahmen, wie zum Beispiel, dass das Designen von Lochmustern mit Blick auf das erwünschte Resultat geschieht, zutreffend?
Kerstin
zuständig für theoretisches Stricken
Beiträge: 6667
Registriert: Sa Feb 05, 2005 14:40
Strickmaschine: Brother KH 965 mit KR 850,
Brother KH 270 mit KR 260,
Brother KX 350
DesignaKnit 9
Kontaktdaten:

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kerstin »

Hallo Kirstin,

ähnlich wie Du es beschrieben hast, werden Lochmuster mit dem Lochmuster-Modul auch innerhalb von DesignaKnit entworfen und im "Musterdesigner" angezeigt.
Dasselbe gilt für das Lochmuster-Cartridge, das Brother seinerzeit für das PPD (eine Brother-Entwicklung, die an den Fernseher angeschlossen wurde) anbot. Letzteres ist natürlich technisch längst überholt.
In beiden Fällen werden aus dem Handstrick-Diagramm quasi via Blackbox maschinenlesbare Daten generiert, bestehend nur aus "nicht vorgewählt" und "vorgewählt", und dann an die Maschine gesendet.

Euer Ansatz ist sehr benutzerfreundlich, kann aber gerade für Anfänger an der Maschine verwirrend sein. Musterstrick-Anfänger müssen nämlich lernen, dass eine Maschine eben nur 0 und 1 kennt und dass all die verschiedenen Mustervarianten nur durch die spezifischen Einstellungen am Schlitten entstehen, also ob man die Tuck-Tasten gedrückt hat oder die MC-Taste, ob die Webbürsten in Arbeit gestellt sind oder ob der KG-Schlitten eingesetzt wird.

Für Benutzer von Lochkarten ist das ziemlich offensichtlich. Sie haben z.B. die Lochkarte 1 vor sich, und je nach Schlitteneinstellung und teilweise Nadeleinteilung kann man damit um die 100 verschiedene Muster stricken. Für Anfänger an der Elektronik-Maschine erfordert es jedoch mitunter einen Quantensprung im Denken, sich klar zu machen, dass das Muster 30, anders als im Brother-Musterbuch dargestellt, für ebenso viele Varianten geeignet ist. Das erschließt sich jedoch nur, wenn man
a) sich das Diagramm anschaut und
b) weiß, welche/r Schlitten/-einstellung welche Art von Datenverarbeitung (und damit welche Muster-Optik) durch die Strickmaschine bewirkt.

Maschinestricken ist insofern kein einstufiger Prozess. Es genügt nicht, eine Abfolge von Nullen und Einsen in den Speicher zu bekommen, und dann klappt es schon, sondern die Person an der Maschine muss genau wissen, was sie dann damit macht. Insofern finde ich Euren Ansatz sehr ambitioniert; er setzt beim Nutzer eine Menge spezifische Strickmaschinenkenntnisse voraus.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
KH 965 mit KR 850 und KG 95, KH 270 mit KR 260, DesignaKnit-abhängig ;-)
-----
Give me a fish, and I eat for today. Teach me to fish, and I eat for a lifetime.
http://www.strickforum.de/blog - http://www.strickmoden.de
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

Hallo Kirstin,
lange Antwort auf kurze Frage:
Sind unsere Annahmen, wie zum Beispiel, dass das Designen von Lochmustern mit Blick auf das erwünschte Resultat geschieht, zutreffend?
Ich glaube, bei mir ist das eher andersrum. Ich wühle gerne in den Massen an fertigen Handstrickdiagrammen oder Lochkartenvorlagen. Wie das gestrickt aussieht, sehe ich durch das Diagramm und in den Musterbüchern ist ja meistens auch eine Strickprobe dabei. Der Spaß beginnt beim digitalen Umsetzen auf die jeweilige Maschine und beim Erfolgserlebnis, wenns so rauskommt, wie es ursrpünglich gedacht war. Damit bin ich voll ausgelastet. Ein eigenes Lochmuster habe ich noch nie entworfen, nur Probemuster fürs AYAB und da bin ich von der Nadelvorwahl und den Schlittenausgangstellungen ausgegangen. Damit hat man dann aber bereits ein O1Diagramm und braucht keine Strickschrift mehr.
Das kann bei Besitzerinnen des Lochmustercartridge oder des Lochmusterdesigners von DAK natürlich ganz anders sein.
Vielleicht solltest du da eine Umfrage unter einem anderen Thread starten, wer diese Programme wie häufig und zu welchem Zweck nutzt.
Aktuell ist unser Plan, die Maschineninstruktionen ein wenig vor dem Nutzer zu verstecken.
Für mich bitte nicht!!! Je näher und lesbarer die Maschineninstruktion ist, desto besser. Es ist kein Problem, über das Ayab mit schwarz und weiß ein Lochmuster in die Maschine zu drücken. Wenn ich dazu weniger denken muss, weil ich ein Stricksymbol anklicke, gut, aber wie finde ich dann die Fehler? Wenn ich eine Zusatzinfo in die Ayabdatei schreiben kann, ist es mir nur recht!
So Strickapps wie Jknit, knitcompanion usw. sind alle eher was für Handstricker, finde ich. Das ist aber alles nur meine Meinung und spricht in keiner Weise gegen eine universelle maschinenlesbare "Strickbeschreibungssprache". Wenn es eine Schnittstelle zu AYAB gibt, probiere ich das sicher sehr gerne aus!
Ich freue mich schon auf eure Erfolge!
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

Hallo Kerstin und Irene,

ich kann verstehen, dass es euch wichtig ist zu verstehen wie die Maschine funktioniert und auch die entsprechende Ansicht dazu zu haben.
Wir haben schon überlegt, im späteren Verlauf extra Ansichten dafür zu schaffen, werden wir vermutlich ohnehin müssen, denn auch wir müssen ja eventuell überprüfen, ob die Instruktionen für die Maschine richtig sind und das gewünschte Muster erzeugen.

Für die Strickbeschreibungssprache an sich müssen wir auf Maschineninstruktionen verzichten, denn diese wären spezifisch.
Für eine Darstellung des zu strickenden Musters sind die Instruktionen für die Maschine auch nicht hilfreich, denn sie würden Strickbewegungen und Reihen durcheinander bringen.

Wir wollen für den Strickvorgang dem Nutzer Anweisungen geben, wie zum Beispiel auch wie oft er den Lochmusterschlitten bewegen muss. Hier ist es auch möglich, die Anweisungen für die aktuelle Zeile darzustellen. Sprich 200 weiße oder schwarze pixel. Zeilen drumrum sind natürlich auch möglich.
Würde euch das entgegen kommen?
Ich weiß aktuell nicht, ob es noch möglich sein wird, einzelne Nadeln von Hand zu ändern. Aktuell sieht unser Ansatz das nicht vor. Es wird die Strickbeschreibung geändert und aus dieser werden die Instruktionen für die ausgewählte Maschine erstellt. Nachträgliche Änderungen an diesem Resultat sind nicht vorgesehen, sollten aber auch nicht nötig sein.

Unser Ansatz hat ein höheres Level als AYAB wie es gerade mit den Pixelgrafiken funktioniert. Manches wird dadurch einfacher und anderes wird anders und manches wird vielleicht auch schwieriger zu erreichen, aber dafür kann man dann den alten Ansatz wählen.
Kerstin
zuständig für theoretisches Stricken
Beiträge: 6667
Registriert: Sa Feb 05, 2005 14:40
Strickmaschine: Brother KH 965 mit KR 850,
Brother KH 270 mit KR 260,
Brother KX 350
DesignaKnit 9
Kontaktdaten:

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kerstin »

Hallo Kirstin,

lasst Euch erst einmal nicht davon abhalten, dass meine Vorstellungen von einem Interface zwischen Computer und Strickmaschine quasi auf einem niedrigeren Layer liegen als das, was Euch vorschwebt. :-)

Meine Erfahrungen mit AYAB sind rudimentär, ich werde, anders als z.B. Irene, zur eigentlichen Entwicklung und auch in Sachen Anwendung bis auf weiteres nicht viel beitragen können. Ich sehe nur immer mal wieder hier im Forum, dass Verständnisprobleme beim Arbeiten mit der elektronischen Musterautomatik auftauchen, die man beim Arbeiten mit Lochkartenmaschine nicht hat, weil man da zwangsläufig näher an der Musterquelle ist.

Mir ist klar, dass Ihr solche Probleme nicht abfangen könnt; das ist aber auch nicht Euer Job. Für solche Fälle steht dann z.B. dieses Forum zur Verfügung.

Ich wünsche Euch auf jeden Fall viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
KH 965 mit KR 850 und KG 95, KH 270 mit KR 260, DesignaKnit-abhängig ;-)
-----
Give me a fish, and I eat for today. Teach me to fish, and I eat for a lifetime.
http://www.strickforum.de/blog - http://www.strickmoden.de
anitasiwa
Mitglied
Beiträge: 91
Registriert: So Mai 18, 2014 14:41
Strickmaschine: Singer 600 mit memo2, brother KH 910 mit AYAB, Brother KH 900, 965i und KH 892 mit KG und jetzt DB KR 850, SilverReed LK 150, Duo 80, Passap E6000, Empisal Zippy Plus (= SK 280) mit LC 360, Bond Elite mit DB, Passap D,
Wohnort: Bayern

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von anitasiwa »

Hallo Irene und Kerstin,

ich hab mir mal einige Beispiele des Projekts auf blog.fossasia.org angesehen. Da wird einem manches über den Zweck und das Aussehen der Anweisungen klarer. Ich hoffe mal, dass ich's richtig verstanden habe. Wenn ja, wird das eine tolle Sache.

Herzliche Grüße

Anita
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

hallo ihr Lieben, liebe Kirstin,
das Thema ist einfach faszinierend! Ich würde gerne weiter mitdenken und brauche Korrektur von Kirstin.

Die universelle Strickbeschreibungssprache stelle ich mir für AYAB dann z. B. so vor:
In dem Format steht, dass 5 Zöpfe über je 3+3 Maschen mit jeweils 10 Maschen Zwischenraum und mindestens 5M am Rand gestrickt werden sollen. In dem Zwischenraum soll ein einfacher Lochmusterstreifen hochlaufen. An beiden Rändern wird zu- oder abgenommen. Das ganze nach einem Saum 60 Reihen hoch und dann eine Pendelferse. Also insgesamt sowas wie einen Trachtenstrumpf mit Naht.
Zusammenstellen kann ich diesen Strumpf mit einem Editor für dieses Format, das mir die bekannten Stricksymbole zeigt, rapportieren und manuell ergänzen kann. Wenn ich json Informationen für Maschen, Reihen, oder gewünschte Maße plus Maschenprobe hinzufüge, erhalte ich eine Strickbeschreibung. Diese Strickbeschreibung schicke ich in einen Interpreter, der die Strickbeschreibungssprache für die jeweilige Maschine aufbereitet, nachdem ich definiert habe, wie sie welche Bausteine stricken soll. (wenn es universell ist, muss es ja auch für einen Industrierundstricker mit 20er Steigung gehen)
Danach schickt AYAB zeilenweise die Information in die Stickmaschine und zeigt mir auf dem Monitor, dass ich jetzt die vorgewählen 5mal 3+3 kreuzen muss und zweimal mit dem Lochmusterschlitten drüberfahren und rechts eine Masche abnehmen soll oder was auch immer.
Schön wärs jetzt noch, wenn man das ganz in altgewohnter Weise als Nadelvorwahldiagramm kontrollieren könnte (vielleicht wissen Handstricker nicht, dass Maschinenstricker solche Sachen auch mal ohne Wolle "trocken" stricken, um zu prüfen, ob es richtig kommt).
Änderungen muss man nicht unbedingt an dieser Stelle machen können. Wenn sich das nicht strickt, kann man ja in der Strickbeschreibungssprache noch was ändern, z.B. zwei Linksmaschen neben den Zöpfen einfügen. In der Pixelansicht ist es halt leichter, weil ich nur 2 leere Spalten einfügen muss, wo die Nadeln außer Arbeit sind.

Gehen wird das, denn pixeln kann man das ja auch, nur die Anweisungen muss man sich bis jetzt noch aufschreiben.
Sehe ich das jetzt so richtig, vielleicht fangen wir doch an, einander zu verstehen?

Hat jemand Infos darüber, ob es überhaupt noch maschengenau gestrickte Industrieware gibt?

Liebe Grüße aus dem nassen Wald!
Kirstin
Mitglied
Beiträge: 7
Registriert: Mo Jul 04, 2016 12:42
Strickmaschine: KH910 von Brother mit AYAB

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Kirstin »

Hallo Irene,

ich habe seit über einer Woche nicht geantwortet, das macht mich ein wenig traurug und ungeduldig, da ich gerne zeitig antworten möchte, damit das Gespräch "im Fluss" bleibt und du nicht so lange auf eine Antwort warten musst.
Irene Winter hat geschrieben:In dem Format steht, dass 5 Zöpfe über je 3+3 Maschen mit jeweils 10 Maschen Zwischenraum und mindestens 5M am Rand gestrickt werden sollen. In dem Zwischenraum soll ein einfacher Lochmusterstreifen hochlaufen. An beiden Rändern wird zu- oder abgenommen. Das ganze nach einem Saum 60 Reihen hoch und dann eine Pendelferse. Also insgesamt sowas wie einen Trachtenstrumpf mit Naht.
Die Beschreibung von Zopfmustern ist mit unserem Format dadurch möglich, dass wir für die Maschen einer Reihe angeben können, welches die Nachfolgermaschen in der nächsten Reihe sind. Dadurch kann eine Kreuzung drgestellt werden. Was nicht beschrieben wird, bzw. beschrieben werden kann, ist ob vor, oder hinter der Strickarbeit gekreuzt wird, also ob der Zopf sich rechtsrum oder linksrum dreht.
Irene Winter hat geschrieben:Zusammenstellen kann ich diesen Strumpf mit einem Editor für dieses Format, das mir die bekannten Stricksymbole zeigt, rapportieren und manuell ergänzen kann.
Wir wollen einen Editor haben, der bekannte Stricksymbole verwendet. Wir garantieren natürlich nicht dafür, dass jeder sie kennt, aber wir bemühen uns, Symbole zu verwenden, die wir in einigen Strickanleitungen gefunden haben. Wie Zopfmuster in Bildform dargestellt werden, weiß ich nicht.
Aktuell liegt unser Fokus auf Farbmustern. Sobald es gut funktioniert, diese zu stricken, wollen wir Maschen Zu- und Abnahmen, sowie Lochmuster fokussieren. Zum Schluss wollen wir linke und rechte Maschen einbeziehen. Hier arbeiten Chris und Andz gerade an Anpassungen, damit der KG besser mit AYAB zusammen arbeitet.
Außerdem ist es möglich, eigene Strick-Instruktionen zu erstellen. Dafür muss eine JSON-Datei nach dem Muster der JSON-Dateien für die anderen Instruktionen erstellt werden. Außerdem kann ein Bild(SVG, benannt nach der Instruktion) erstellt werden, das dann in der Darstellung verwendet werden kann.
Für diese eigene Instruktion, wäre dann nicht klar, was die Maschine machen soll, weshalb der Mensch die Instruktion ausführen müsste, wenn sie denn mit einer Maschine gestrickt werden soll.
Irene Winter hat geschrieben:Wenn ich json Informationen für Maschen, Reihen, oder gewünschte Maße plus Maschenprobe hinzufüge, erhalte ich eine Strickbeschreibung.
Genau diese Informationen werden benötigt, aber es wird nicht nötig sein, diese in JSON-Format einzugeben. Das meiste wird über die Oberfläche möglich sein. Für die Maße soll es auch möglich sein, eine SVG Datei zu verwenden, die mit z.B. Valentina erstellt wurde.
Irene Winter hat geschrieben:Diese Strickbeschreibung schicke ich in einen Interpreter, der die Strickbeschreibungssprache für die jeweilige Maschine aufbereitet, nachdem ich definiert habe, wie sie welche Bausteine stricken soll. (wenn es universell ist, muss es ja auch für einen Industrierundstricker mit 20er Steigung gehen)
Genau, die Beschreibung muss verarbeitet werden, um danach gestrickt werden zu können. Aktuell sieht es so aus, dass wir diese Informationen zu folgenden Dingen übersetzen wollen:
  • Farbbild
  • Lochmusterbild, das Nadelpositionen für die Bewegungen des Schlittens enthält und nicht mehr gut erkennbar etwas mit den dafür Zuständigen Instruktionen zu tun hat
  • Bild für Rechte und Linke Maschen
  • Nadelpositionen
Dabei beziehen wir mit ein, um welche Maschine es sich handelt(z.B. Brother KH910) und um welchen Schlitten(z.B. Strickschlitten, oder Lochmuster...)
An dieser Stelle wollen wir auch "prüfen" ob die Maschine das so stricken kann. Ob es eine eindeutige Übersetzung gibt, die es der Maschine möglich macht das definierte Lochmuster zu stricken. Ob alle Instruktionen von der Maschine ausgeführt werden können usw. Wir wollen dem Nutzer dann darüber Feedback geben, damit dieser Anpassungen vornehmen kann.
Irene Winter hat geschrieben:Danach schickt AYAB zeilenweise die Information in die Stickmaschine und zeigt mir auf dem Monitor, dass ich jetzt die vorgewählen 5mal 3+3 kreuzen muss und zweimal mit dem Lochmusterschlitten drüberfahren und rechts eine Masche abnehmen soll oder was auch immer.
Genau so stellen wir uns das vor! :D
Irene Winter hat geschrieben:Schön wärs jetzt noch, wenn man das ganz in altgewohnter Weise als Nadelvorwahldiagramm kontrollieren könnte (vielleicht wissen Handstricker nicht, dass Maschinenstricker solche Sachen auch mal ohne Wolle "trocken" stricken, um zu prüfen, ob es richtig kommt).
Diese Ansicht wird es in jedem Fall geben. Wir sind uns noch nicht sicher, wie und ob wir es direkt in die GUI integrieren, oder ob man durch ein Menü oder einen Knopf zu dieser Ansicht gelangt. Vielleicht kann man auch konfigurieren, welche Ansichten man gerne hätte.


Ich habe das Gefühl, wir verstehen und eigentlich ganz gut. Deine Beschreibung war ungefähr so, wie wir sie uns auch vorstellen, ich habe nur ein bisschen ergänzt.

Viele Grüße,
Kirstin
anitasiwa
Mitglied
Beiträge: 91
Registriert: So Mai 18, 2014 14:41
Strickmaschine: Singer 600 mit memo2, brother KH 910 mit AYAB, Brother KH 900, 965i und KH 892 mit KG und jetzt DB KR 850, SilverReed LK 150, Duo 80, Passap E6000, Empisal Zippy Plus (= SK 280) mit LC 360, Bond Elite mit DB, Passap D,
Wohnort: Bayern

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von anitasiwa »

Hallo Kirstin,

ich bin total baff und bin schon so gespannt auf das Ergebnis eurer tollen Arbeit.

Herzliche Grüße
Anita
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

Hallo Kirstin,
ganz lieben Dank für deine ausführliche Rückmeldung!
Wir versuchen hier gerne alle mitzudenken, wenn wir verstehen, wie es gehen soll. Ich hoffe, ihr kriegt auch von der facebook- Gruppe genügend feed back. Toll, dass wir so früh eingeweiht werden, dann verstehen wir auch beim Benutzen der Software schon mehr!
Alles habe ich noch nicht kapiert:
Was ist ein Farbbild? Ein Maschenattribut in einem 24-Bit -Farbraum oder bereits die Übersetzung in strickbare 4 oder 6 Farben (wobei ich nicht glaube, dass man mit einem 6 Farbwechsler tatsächlich 6 Farben in einer Reihe stricken kann und nicht weiß, ob eine Industriemaschine das macht.
Was ist eine Nadelposition? Die Nadelnummer oder die Nadelstellung oder eine Kombination aus beidem, oder die relative Position der Masche im Gestrick?
Ein paar Verständnisprobleme habe ich schon noch. Ich glaube, ich denke noch mehr in Verabeitungsvorschrift als in maschinenunabhängiger Maschenbeschreibung. Der Masche soll es ja egal sein, wie sie hergestellt wird, nöch???
Vielleicht nützen euch ja meine Benutzerfragen was.
Eilt übrigens nicht mit evtl. Antworten! Wir stricken alle noch länger!
Irene Winter
Mitglied
Beiträge: 888
Registriert: Mo Jan 29, 2007 16:19
Wohnort: Bay. Wald

Re: GSoC Projekt zu AYAB und Stricken

Beitrag von Irene Winter »

Hallo ihr Lieben,
der Google Summer of Code müsste eigentlich sein natürliches Ende gefunden haben.
Hat jemand an anderer Stelle irgendwas von dem ambitionierten Projekt gehört? In den angegebenen Ressourcen kann ich leider nichts Verwertbares finden und die installationsfertigen Teile kriege ich nicht zum Laufen. Ich wäre auch dankbar, zu erfahren, was aus der KG - Ansteuerung geworden ist.
Vielen Dank und schönen freien Tag!
Antworten

Zurück zu „Strick- und Designsoftware“