Konenwolle handstricken und waschen

[Handstrickerin]

Hallo, ich bin neu hier und brauche bitte eure Hilfe.
Ich habe mir Konenwolle gekauft, stricke sie aber mit der hand.
Die Wolle ist Schurwolle Merino / 10% Polyacryl, NM 36/2. hab das dann auf 2 Knäuel verteilt, damit sie dicker wird.
Ich hab jetzt mit Stricknadel nr.2 ein Musterstück gestrickt.
weil sich das Strickstück anfühlt wie ein locker verstricktes festes Häkelgarn oder noch eher wie mit ZWIRN gestrickt!!, hab ich es 1 Std in kühlem Wasser eingeweicht und das Musterfleckerl von der 2.Wolle hab ich im Wollprogramm gewaschen.
Es hat sich nichts geändert. Es wird nix flauschig, oder füllig. Es bleibt ein Strickstück wie aus "Zwirn".
Was mach ich denn falsch?

[Kerstin]

Hallo,

NM 36/2 bedeutet, dein Garn hat eine Lauflänge von 1.800 (in Worten: eintausendachthundert) Metern auf 100 g. Das ist typisches Industriegarn.
(Zum Vergleich: Handstrickgarne, die zehnmal so dick sind (also 180 m auf 100 g), sind nicht unüblich und werden gern mit Nadelstärken um 5 mm herum verarbeitet.)

Industriegarne werden meistens mit Paraffin oder einer ähnlichen Chemikalie behandelt, damit sie glatter sind und sich leichter auf industriellen Strickmaschinen verarbeiten lassen, ohne sich zu verhaken. Ich vermute, das ist auch bei deiner Kone der Fall, und daher rührt das "Zwirn"-Gefühl. Solche Chemikalien lassen sich nämlich von kaltem Wasser nicht beeindrucken, sie bleiben gemütlich auf der Faser sitzen und kichern höchstens ein wenig.

Aus der Faser heraus bekommt man sie nur mit Wärme und einem Lösungsmittel. Wenn ich mit Maschine stricke, paraffiniere ich meine Garne selbst und wasche die fertigen Teile nach dem Zusammennähen bei 30° mit einem Wollwaschmittel im Wollwaschgang in der Waschmaschine. Danach kann man sie tragen, ohne dass sich das Gestrick seltsam anfühlt.
Auch sämtliche Wäschen danach erledigt man mit Wollwaschmittel, dann auch gern kalt, und schleudert bitte mit Höchstgeschwindigkeit, um möglichst viel Wasser herauszubekommen. Siehe dazu bitte auch https://www.strickforum.de/blog/wolle-und-waschen/.

Soviel zum Waschen. Jetzt zum Stricken:
Auch wenn du dein Garn doppelt nimmst, ist es viel zu dünn zum Handstricken, außer du braucht ein grobes Siebtuch. Vierfach verarbeitet ist es immer noch ein wenig dünner als 4fach-Sockenwolle, da wäre eine 2-mm-Nadel vermutlich angemessen. Zudem hat "gefachtes" Garn (also die soundso vielen einzelnen Fäden zusammengefasst) nicht annähernd das Volumen, das beim echten Verzwirnen zustande kommt. Für Handstrick ist es deshalb nicht gerade die beste Wahl. Aber letztlich entscheidest du, wie du damit umgehst.

Zahlreiche Grüße
Kerstin

[Michaela]

Wie Kerstin schon schrieb: kühles Wasser eignet sich nicht, um irgendetwas festzustellen, einweichen schon gar nicht.
Ist es ein Markengarn und als Strickgarn ausgewiesen? Oder vielleicht Teppichgarn?

Ich wasche übrigens alle Garne bei 30° oder 40° in der Waschmaschine, im Wollwaschgang, in meiner Maschine von 1995, also seit 28 Jahren ohne Filzunfall. Ich benutze Haarshampoon dazu. Es empfiehlt sich, die Maschenproben exakt so zu waschen, wie das spätere Strickstück. Ich selbst habe noch nie ein Wollstück in kaltem Wasser gewaschen.

Außerdem stricke ich auch viel dünne Konengarne von Hand, allerdings wickle ich dazu mehrere Cakes mittels Wollwickler, dann kann ich jedes Knäuel mit zwei Fäden verwenden. Mit 6 Fäden bekommt man ein schönes Maschenbild mit Nadelstärke 3 bis 3,5 mm, wenn man so fest strickt wie ich.

Alles andere schrieb Kerstin schon, und ich würde das aus meiner Erfahrung heraus exakt so bestätigen.

[Handstrickerin]

Vielen Dank, Kerstin und Michaela.
Ich werde das machen und auch im höchsten Schleudergang schleudern (ich hab die Wolle jetzt 4-fach genommen). Mal sehen, haltet mir die Daumen