"Genähte Abkettmethode"

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Mallory
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"Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Liebe Strickerinnen,
ich stricke gerade den "Hyannis Port Pullover" https://www.ravelry.com/patterns/librar ... pullover-2 (ravelry-Link).

Im Prinzip ist es ein Raglan von unten, der Pullover hat jedoch auf der Rückseite ein gesondert gestricktes "Bauteil" in der Form ungefähr eines liegenden Fächers, dessen seitliche Spitzen bis in die vordere Partie hineinreichen. Man strickt dieses Bauteil zuerst und kettet den Rand ab, dann wird für das Vorderteil angeschlagen, man nimmt fortlaufend an der Oberkante des Fächers Maschen auf und schließt zur Runde. Um die Lücken auszugleichen, werden so lange verkürzte Runden gestrickt, bis das ganze Leibteil die gleiche Höhe hat.

Nun meine Frage: Das fächerförmige Rückenunterteil soll, wenn es fertig gestrickt ist, am Rand wie gesagt abgekettet werden und man nimmt dann aus dem gesamten oberen Rand wieder Maschen auf, laut Anleitung im Verhältnis 7 zu 10 (aus 10 abgeketteten Maschen 7 herausstricken). Ob das ein günstiges Verhältnis ist oder nicht, sehe ich dann, evtl. ändere ich die Zahlen. Was ich aber nicht verstehe, ist der Abkettrand. Da heißt es "nach der genähten Methode abketten".
Im Strickheft beschrieben ist unter "italienisch abketten" der genähte Abkettrand für Patentgestrick (der hier nicht gemeint sein kann, weil Voraussetzung ist, dass mindestens die letzten zwei Reihen patentgestrickt sind) und der gewöhnliche unelastische Abkettrand.
Es ist zwar ein großes Foto im Heft, auf dem die Rückenpartie gut zu sehen ist, aber die Abkettmethode kann ich trotzdem nicht erkennen. Hier ein Foto des Rückens, Quelle ist die o.g. Patternseite bei Ravelry:

Bild

Die Abkettkante liegt entlang des obersten dunklen Streifens.
Kann sich jemand einen Reim darauf machen?
ps. Eben fand ich auf Youtube einen "genähten Abkettrand" nach Elizabeth Zimmermann, könnte es der sein? Im Heft beschrieben ist er jedenfalls nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=YOmuzux4sdY

Grüße von Anna
Kerstin
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Kerstin »

Hallo Anna,

es dürfte sich um das Abnähen nach EZ handeln, im Video ab Min 7:05. Im Buch "Cast on - Bind off" heißt diese Methode "Sewn Bind Off", und es soll sich um eine von Frau Zimmermann bevorzugte Technik handeln. Der entstehende Rand wird als elastisch beschrieben und ergibt eine etwas erhabene Kante, ähnlich einer Linksreihe.

Das Aufnehmen neuer Maschen aus dieser Kante in unterschiedlichen Höhen scheint aber nicht so ganz trivial zu sein, wenn ich mir die Pullover-Fotos anschaue. Da sieht es ein wenig "pütscherig" ;-) aus, und ich frage mich, ob es besser wäre, das Modell von oben anzufangen und den Fächer dann wie eine umgekehrte Rundpasse zu stricken. Das würde allerdings ein sehr kompliziertes Re-Engineering erfordern.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Mallory
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Hallo Kerstin, danke für die Antwort!
Die Maschenaufnahme wirkt tatsächlich auf dem Foto etwas unsauber, und ich habe schon überlegt, ob und wie ich das vielleicht besser hinbekomme. Auf jeden Fall werde ich nicht, wie in der Anleitung angegeben, mit der Kontrastfarbe abnähen, sondern mit der gleichen Farbe, mit der ich auch nachher Maschen aufnehmen werde, also mit der Grundfarbe. Und eine andere Frage, über die ich auch schon nachgedacht habe - warum überhaupt den oberen Rand abketten, wenn man nachher wieder Maschen aufnimmt? Vielleicht lässt sich das auch dadurch lösen, dass man in bestimmtem Rhythmus Maschen zusammenstrickt?
Vielleicht kommt das unordentliche Aussehen der Maschen entlang der Abkettkante auch gar nicht von der Maschenaufnahme, sondern von den jeweils verkürzten Reihen. Das wäre dann natürlich nicht zu ändern.
Ich werde wohl ein wenig herumprobieren.
Übrigens arbeite ich mit geribbeltem Garn (aus einem geerbten Pullover, der mir nicht richtig passte). Da kommt es erstens nicht so drauf an und zweitens wird das Maschenbild sowieso etwas ungleichmäßig.

Liebe Grüße, Anna
Zuletzt geändert von Mallory am Sa Nov 11, 2023 10:57, insgesamt 1-mal geändert.
Siebenstein
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Siebenstein »

Wahrscheinlich sieht es ordentlicher aus, wenn man zunächst über die letzte Krausrippe 2 R glatt rechts in der Grundfarbe strickt und erst dann die verkürzten Reihen arbeitet. Dann hätte man gar keine Abkettkante. Und die notwendigen Abnahmen zum Erreichen des richtigen Maschenverhältnisses können dann in der zweiten glatt rechten Reihe gemacht werden.
Edit: Anna, da hatten wir dieselbe Idee 😎 GMTA
Mallory
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Hallo Ulrike,
ich stricke vielleicht gar keine Krausrippe. Das steht noch nicht fest. Auf jeden Fall werde ich die "Schmuckfarbe" nicht so sparsam einsetzen wie in dem Originalpullover, sondern mehr als drei Streifen stricken, vermutlich auch breitere Streifen und zumindest zum Teil glatt rechts.

Und ich werde es, wie gesagt, ohne Abketten versuchen. Mal schauen!

Danke und viele Grüße, Anna
lisbeth
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von lisbeth »

Guten Morgen, ich melde mich mal vom Spielfeldrand...

Die Idee dieses Schnittes finde ich sehr gut, die Ausführung der Kante würde bei mir auch nicht durchgehen. :wink:

Schmale, schlanke Biesen statt der Krausrippen würden hier sehr gut passen - und unter einer Biese verschwindet so Manches.

Liebe Grüße Lisbeth
"Auch durch Fehler können - wenn sie regelmäßig gemacht werden - schöne neue Muster entstehen!"
Mallory
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Svetlana Gordon (Tashashu) macht z.T. an solche Kanten, aus denen Maschen aufgenommen werden sollen, I-cord-Ränder.
Oder, was ich gerade gesehen habe: sie überhäkelt die Kante, das sieht auch sauber aus.
Vielleicht mache ich es so - meine Kontrastfarbe ist nämlich sehr schön und käme durch diese Häkelreihe gut zur Geltung.

(Bild von der Ravelry-Patternseite Snake scales Pattern von Tashashu)

Bild
Annette 1965
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Annette 1965 »

Liebe Anna!

"und zweitens wird das Maschenbild sowieso etwas ungleichmäßig."

Ich hab schon viel mit geribbelter Wolle gestrickt, und früher habe ich mir auch die Mühe gemacht, es in Stränge zu wickeln und zu waschen. Bis ich dazu mal keine Lust mehr hatte. Und siehe da, nach dem ersten Waschen hatte der Pullover ein absolut ebenmäßiges Maschenbild. Ich weiß nicht, ob es auf die Garnqualität dabei ankommt oder auf die Zusammensetzung, ich hatte diesen Erfolg mit Baumwolle und mit Schafwolle.

Beste Grüße von Annette
Mallory
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Liebe Annette,
die Wolle ist höchstwahrscheinlich 6fach Sockenwolle, da meine Mama vorwiegend solche verstrickt hat. Ich habe sie nach dem Ribbeln auf Stränge gewickelt, diese gewaschen,kräftig ausgedrückt und an der Luft hängend getrocknet. Sie ist nicht ganz glatt geworden, aber auch nicht mehr kringelig. Ich gehe davon aus, dass das Maschenbild, wenn der Pullover feucht aufgespannt wurde, noch einmal gleichmäßiger wird - nur: neue Wolle ist halt was anderes.
Für solche Experimente, wo man nicht recht weiß, was rauskommt, ist sie gut genug.
Schlimmstenfalls wird es ein Sofapullover.
Ich bin übrigens die Ribbelqueen. Es geht mir unglaublich gegen den Strich, wenn schöne Wolle nicht getragen wird, weil das Stück nicht mehr richtig passt oder nicht mehr gefällt. Bei mir warten noch mindestens drei weitere Teile aufs Ribbeln, zwei davon zum Glück nahtlos in der Runde gestrickt, also sind keine Nähte zu trennen. Besser gut geribbelt als schlecht im Schrank vergammelt!

Samstagsgrüße von Anna
Kerstin
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Kerstin »

Mallory hat geschrieben: Sa Nov 11, 2023 12:20 Svetlana Gordon (Tashashu) macht z.T. an solche Kanten, aus denen Maschen aufgenommen werden sollen, I-cord-Ränder.
Oder, was ich gerade gesehen habe: sie überhäkelt die Kante, das sieht auch sauber aus.
Das sieht super aus! Und damit könnte man eine nicht hundertprozentig gelungene Ansatzkante elegant verstecken.

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von Mallory »

Ich bin seit heute morgen an der betreffenden Stelle ... :-)

Soll heißen, ich habe gar nicht abgekettet, sondern stricke am oberen Rand des Fächerteils entlang und reduziere dabei Maschen.
Von jeweils 10 auf 7 Maschen kommen heißt sehr viel reduzieren. Ich bin gespannt, wie es nachher aussieht. Schlimmstenfalls wird halt wieder geribbelt.

Sonntagsgrüße von Anna
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Re: "Genähte Abkettmethode"

Beitrag von BeaBea »

ich habe gar nicht abgekettet, sondern stricke am oberen Rand des Fächerteils entlang und reduziere dabei Maschen.
Mallory,
genauso wäre ich das Problem angegangen. Bin gespannt wie das Ergebnis ist.
Grüsse,
BeaBea
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