In den vergangenen Tagen hatte ich Gelegenheit, wieder mal einige hundert Kilometer auf der Schiene zu verbringen. Und wieder habe ich eine Menge über Menschen gelernt.
Weshalb veranstaltet die Bahn nicht mal Kurse für Reisende? Man könnte sie aufsplitten in Anfänger, Fortgeschrittene und Profis oder vielleicht auch Regionalzüge und Fernzüge. Zu den absoluten Basis-Kenntnissen sollte gehören, wie man eine Waggontür öffnet, damit man nicht immer wieder den Panikschrei älterer Damen neben der Tür hört: “Aber ich weiß nicht, wie ich sie aufmachen muß…” Und wenn sie wirklich lernresistent sind, können sie hoffentlich aus dem Türöffnungskurs die Erkenntnis mitnehmen, daß man sich bitte nur dann direkt an die Tür stellen sollte, wenn man weiß, wie sie geöffnet wird.
Zweiter Teil so eines Kurses: Wie wähle ich mein Gepäck oder Man sollte nie mehr mitnehmen, als man tragen kann. Diese Weisheit hat sich leider noch nicht überall herumgesprochen, sonst würde man nicht auf so viele (wiederum vorwiegend weibliche) Fahrgäste stoßen, die lieber mit ihrer tonnenschweren Sporttasche den Gang unpassierbar machen als das Trumm ins Gepäckfach zu tun. Selbst wenn ihnen ein starker Mann hülfe. “Ich bekomme die nie wieder da runter” hört man dann, so als gebe es bis Frankfurt keinen Menschen mehr, der mit anpackt, obwohl das Herunterbekommen das kleinere Übel ist, da die Schwerkraft ja mithilft. Man muß nur rechtzeitig beiseitespringen, wenn die Tasche zur Landung ansetzt.
Überhaupt, die Sporttasche, das grauenvollste Gepäckstück aller Zeiten. Eine Sporttasche ist für gewöhnlich so breit, daß sie im Gepäckfach (wenn sie denn mal hineingewuchtet wird) den Platz von drei mittelgroßen Rucksäcken belegt. Weil sie so geräumig ist, verhindert sie jegliche Pack-Disziplin, mit der Folge, daß der Fahrgast, ohne es zu merken, den kompletten Kleiderschrank nebst Hausrat und Abstellrauminhalt einpackt. Ich plädiere für Gewichtslimits auch im Zug!
Akuter Handlungsbedarf besteht zweifellos, wenn es um das Erkennen von reservierten Plätzen geht. Der durchschnittliche männliche Bahnreisende übersieht geflissentlich jedes Leucht-Display und setzt sich zielsicher auf den einzigen reservierten Platz im Abteil. Weibliche Platzsucher fragen eher: “Ist hier noch frei?”, obwohl sie das Display direkt vor der Nase haben und man aus dem Abteil heraus die Belegung definitiv nicht erkennen kann.
Und dann vielleicht noch der dezente Hinweis, daß Parfümwolken kein Ersatz für gelegentliches Waschen sind. Auf einer virtuellen Geruchs-Skala, die von null (geruchlos) bis zehn (Elefant fällt beim Einatmen für fünf Minuten in Ohnmacht) geht, sollte die erlaubte Dosis den Wert fünf nicht übersteigen, anderenfalls wünsche ich mir Rausschmiß auf offener Strecke durch geschultes Personal mit Atemschutz.