Die verstrickte Dienstagsfrage 27/2009

Das Wollschaf fragt:
Was mich schon immer mal interessiert hat – wie alt ist eigentlich euer ältestes Strickteil, das ihr noch immer im täglichen Leben (also nicht nur bei der Gartenarbeit!) tragt?
Herzlichen Dank an Angi für die heutige Frage!
Ergänzend dazu würde das Wollschaf dabei interessieren warum du das Teil magst bzw. was das Besondere daran ist?

Eine interessante Frage! Um sie zu beantworten, habe ich mein altes Strick-Notizbuch hervorgeholt und die Einträge durchsucht, bis ich auf ein Strickstück stieß, das ich noch immer besitze.

gelbgeringelte Raglanjacke aus Baumwoll-Flammégarn

Es ist eine gestreifte Raglanjacke aus Baumwoll-Flammégarn, gestrickt 1990. Ich trage sie allerdings nur selten, weil ich derzeit nur eine Hose habe, zu der sie passt. (Ich sollte mir vielleicht für den Sommer noch eine weiße Hose anschaffen.) Das Besondere an der Jacke sind die Abnahmen in der Ärmelmitte auf der Schulter. Dadurch bekommt sie einen deutlich besseren Sitz. An der Strickmaschine sind diese Abnahmen etwas mühsam, weil man alle Maschen von außen nach innen zusammenhängen muss, und gut konzentrieren sollte man sich auch, um nicht mit den normalen Raglanabnahmen durcheinanderzukommen, die gleichzeitig noch stattfinden. Aber ich finde, der Aufwand lohnt sich.

Raglanärmel mit Abnahmen auf der Schulter

Aus den Garnresten strickte ich später noch ein Top, bei dem ich die Streifenfolge der Materialmenge anpasste.

Gestreiftes Top zur Raglanjacke

Humbug fertig – Humbug finished

Ich mag Modelle, die in mehreren kleineren Teilen gestrickt werden, andererseits schrecke ich dabei ein wenig vor dem Zusammennähen und der Ausarbeitung zurück. Bei diesem Pullover erschien es mir besonders schwierig, weil ich zu Anfang noch keine genauen Vorstellungen hatte, wie ich vorgehen würde. Ein genauer Plan macht nämlich fast alles einfacher, falls irgendjemand aus meinem Leserkreis das noch nicht gewusst haben sollte. Zum Schluss ging es aber doch ziemlich schnell mit “Humbug”. Die schmalen Streifen in den Leibteilen wurden quer aus den Seitenteilen herausgestrickt und nach gut 2 cm Höhe durch Zusammenstricken mit dem Mittelteil verbunden. Ich wählte die Richtung zur Mitte hin, damit ich beim Vorderteil später die offenen Maschen für die Halsblende wieder aufnehmen konnte. Das hat auch gut funktioniert.
Alle Blenden sind kraus gestrickt. Das ergibt etwas zusätzliche Weite und erzeugt beim Leibteil den Anschein einer Taillierung, die eigentlich gar nicht vorhanden ist.
Die Farben sind ziemlich schrill. Ohne die einfarbigen Akzente durch das Mohairgarn wäre es mir zu unruhig geworden. Zum Glück hatte ich noch drei Knäuel Mohair Lungo, die im Farbton perfekt passten. Eine Freundin hatte sie mir vor fünf Jahren überlassen, weil es absolut nicht ihre Farbe ist.
Ein Bild mit Inhalt gibt es, sobald der Pullover trocken ist.

Humbug Pullover

I like knits that are done in several smaller pieces. On the other hand I’m not that much fond of all the making-up. With this sweater, it seemed to me particularly difficult because at the beginning I was not sure about the best way to proceed. A detailed plan makes it definitely easier to get along, should anybody of my audience not have known this fact. But in the end it went rather quickly with “Humbug”. The narrow stripes were picked up and knit from the side panels and joined to the center panel after about 2 cms. I chose this direction because I wanted to use the open stitches in the front at a later stage for the neckband. This has worked well.
All bands are in garter stitch. This yields some additional width and helps pretending a waist which does not exist.
The colouring is rather loud. Without the single-colour accents contributed by the mohair yarn, I might have considered it too busy. I was lucky in having an oddment of three balls of Mohair Lungo, which matched perfectly. A knitting friend had given them to me five years ago because the colour does not fit her at all.
A photo “with content” will follow as soon as the sweater is dry again.

Kalter Sommer – Cold Summer

Bei einem Wetter wie diesem kann man warme Pullover gebrauchen. Deshalb ist es ganz gut, dass mein “Humbug”-Pullover sich allmählich der Vollendung nähert. Auf dem Foto seht Ihr die Leibteile, die bereits durch Schulternähte und Halsblende verbunden sind. Sämtliche Blenden sind aus “Mohair Lungo” kraus gestrickt.
Die Ärmel sind ebenfalls schon fertig gestrickt, aber noch nicht zusammengenäht. Das wird nun meine nächste Aufgabe sein, bevor ich mich dem Stricken von neuen Babyjäckchen widme, denn es haben sich zwei weitere Erdenbürger im Kollegenkreis angekündigt.

Humbug body, Leibteile

With a weather like this, warm sweaters come in handy. So it is not bad that my “Humbug” sweater is nearing completion. On the photo, you see the body, already connected by shoulder seams and neckband. All bands and welts are made in garter stitch with “Mohair Lungo”.
The sleeves are already finished, but not yet sewn together. This will be my next task before I embark on more baby jackets, for two further new arrivals have recently been announced.

Die verstrickte Dienstagsfrage 26/2009

Das Wollschaf fragt:
Beim Lesen der Blogs fällt auf, dass sich einige Stricker/-innen spezialisiert haben. Manche stricken ein Tuch nach dem anderen, einige überwiegend Socken, etliche beschränken sich auf Accessoires wie Schals, Mützen, Handschuhe, Taschen, Handytäschchen. Es gibt einige wenige, die ausschließlich Bekleidungsstücke wie Pullover, Jacken, Westen etc. nadeln.
Und die Gruppe der Allrounder, die sich in allen genannten Bereichen austoben.
Zu wem gehörst du: zu den Spezialisten, die sich überwiegend bei einem Segment aufhalten oder zu den Allroundern, die (fast) nichts Strickbares auslassen? Wie begründest du deine Entscheidung?
Herzlichen Dank an Michaela für die heutige Frage!

Ich bin ein “Partrounder”. Große Teile wie Pullover und Jacken liegen mir mehr als kleine wie Mützen oder Handschuhe. Ich mag nicht alle zwei Tage etwas Neues anfangen, längerfristige Projekte finde ich besser.
Es gibt auch Dinge, die mir in gestrickter Form einfach nicht gefallen und die ich schon deshalb nicht stricken würde. Dazu gehören beispielsweise Decken, Kissenbezüge, Spüllappen oder Handytäschchen.
Manches habe ich probiert, um zu testen, ob ich es kann, beispielsweise Spitzenstrickerei (ich kann’s). Auch an Tüchern habe ich mich mal versucht, allerdings nicht wirklich Gefallen daran gefunden, und außerdem habe ich keine Verwendung dafür. Ich gehe täglich mit einem Rucksack und zu Fuß zur Arbeit, dafür ist auch das schönste Tuch ungeeignet. Und wer schon mal versucht hat, mit einem eleganten Tuch umhüllt auf dem Wochenmarkt einzukaufen, um dann vier volle Einkaufstaschen zu Fuß 3 km weit im Nieselregen nach Hause zu tragen, der dürfte nachvollziehen können, dass eine leichte Regenjacke da die bessere Lösung ist.
Was ich außerdem nicht gern stricke, sind Kuscheltiere, so niedlich die im Einzelfall auch aussehen mögen. Solide Jacken und Pullover sind eher mein Ding.

Orangenkuchen

Gestern brauchte ich auf die Schnelle einen Sonntagskuchen. Zu berücksichtigen war dabei jedoch: Ich hatte nur noch sehr wenig Butter im Haus. Außerdem wollte ich gern Orangen verbrauchen, die ich noch vorrätig hatte. Ich suchte also etwas Passendes und wurde in einem meiner uralten “Menü”-Kochbücher fündig.

Zutaten:
5 Eier, getrennt
150 g Zucker
abgeriebene Schale und Saft einer Orange
abgeriebene Schale einer Zitrone
1/2 Teelöffel gemahlener Zimt
1/4 Teelöffel gemahlene Nelken
150 g Mandeln, gehäutet und fein gemahlen
100 g Mehl
1 Teelöffel Backpulver
Für den Guss:
150 g Puderzucker
3 Esslöffel Orangensaft

Orangenkuchen

Zubereitung:
Eine Springform von 24 cm Durchmesser mit Backpapier auslegen und den Rand fetten. Backofen auf 160°C (Umluft) vorheizen.
Die Eigelbe mit dem Zucker schaumig rühren. Orangen- und Zitronenschale, Saft und Gewürze unterrühren. Die gemahlenen Mandeln ebenfalls hinzufügen. Das Mehl mit dem Backpulver mischen und durch ein Mehlsieb dazugeben.
Das Eiweiß steif schlagen und locker unter den Teig ziehen.
Teig in die Form geben, glatt streichen und im Backofen etwa 35-40 Minuten backen. Sollte die Oberfläche zu dunkel werden, mit Alufolie abdecken.
Nach dem Backen den Guss anrühren und den noch warmen Kuchen so damit überziehen, dass der Guss am Rand herunterläuft.

Dieser Kuchen wird sehr zart und locker und hat eine beinahe “flauschige” Konsistenz. Durch die Gewürze schmeckt er angenehm aromatisch, aber nicht penetrant weihnachtlich.

Es wird wieder mal Zeit – It’s time again

Einer meiner Kollegen wird demnächst Vater. Welche bessere Gelegenheit kann es geben, wieder einmal ein Baby Surprise Jacket zu stricken? Ich hatte noch sechs Knäule Rowan Denim aus dem letzten Rowan Abo-Geschenk vorrätig. Da das Garn in der ersten Wäsche einläuft, verstrickte ich es zunächst mit dem Grobstricker zu einem langen glatten Streifen, warf ihn in die Waschmaschine und anschließend in den Wäschetrockner. Dann ribbelte ich den Streifen wieder auf und hatte nun perfekt eingelaufenes Garn.
Damit es nicht zu langweilig wurde, kombinierte ich dazu einen Rest Yeoman Panama in Türkis zusammen mit etwas dünnem Lurexgarn in Türkisblau, zusammen etwa 30 Gramm. Die Jacke ist für ein Mädchen gedacht, da darf es ruhig ein wenig glitzern. 😉
Mit Nadelstärke 4 mm kam ich auf eine Maschenprobe von 21 Maschen auf 10 cm. Die Streifenfolge von 8 Reihen Denim und 2 Reihen Türkis passt perfekt zum Verlauf der Reihen. Insgesamt benötigte ich etwas mehr als zwei Knäule Rowan Denim. Den Halsausschnitt habe ich zum Schluss mit einer Reihe fester Maschen in Türkis umhäkelt. Passende Knöpfe kaufte ich im örtlichen Wollgeschäft.

Rowan Denim, verstrickt, knit into a strip

Baby Surprise Jacket, Rowan Denim

Baby Surprise Jacket, Rückseite/back

One of my colleagues is going to become a father soon. Can there be a better opportunity to knit another Baby Surprise Jacket? I had six balls of Rowan Denim from the last Rowan subscription gift. As the yarn shrinks in the first wash, I knitted it into a long strip on my chunky knitting machine, threw it into the washing machine and then into the drier. Then I unravelled the strip and had perfectly shrunken yarn.
To prevent it from being too boring, I added to it an oddment of Yeoman Panama in turquoise together with a leftover of fine lurex yarn in bluish turquoise, all in all about 30 grams. As the garment is made for a little girl, some glittering is permitted. 😉
I used a 4 mm circular needle to achieve a gauge of 21 stitches per 10 cms. The stripe sequence of 8 rows Denim and 2 rows turquoise gave a perfect fit to the pattern. A tiny bit more than two balls of Rowan Denim were used. To finish it off, I did a row of single crochet around the neckline in turquoise. The matching buttons were bought at a local yarn shop.

Vivian-Fotos

Am Wochenende habe ich den Reißverschluss in die Jacke eingenäht. Über eine Stunde hat es gedauert, Stecken und Heften nicht mitgerechnet. Genäht habe ich mit der Nähmaschine, denn wenn ich von Hand nähe, sieht es grauenvoll aus, und das hat diese Jacke nicht verdient.
Falls Ihr Euch wundert, dass ich für zwei Nähte von gut 50 cm Länge mit der Nähmaschine so lange brauchte: Ich musste mehrmals trennen, weil ich am Reißverschlussband vorbeigenäht hatte. Jawoll, trotz Heften! Aber nun sitzt der Reißverschluss sauber drin, sieht gut aus, und die Jacke passt, wenn man davon absieht, dass die Ärmel wirklich extrem lang sind. Sollte ich die Jacke noch einmal stricken, dann lasse ich bei den Ärmeln einen Mustersatz weg.

Vivian von vorn - front shot

Vivian von der Seite

Vivian im Sitzen - sitting

Last weekend I sewed the zipper into the jacket. It took me more than one hour, pinning and tacking not included. I used the sewing machine because my handsewing looks awful, and a beautiful jacket like “Vivian” does not deserve an awful looking zipper seam.
Should you wonder why two seams of about 50 cms took me so long: I had to undo it several times because I managed to miss the zipper band. Yes indeed, despite tacking! But now the zipper looks nice and the garment fits, apart from the sleeves which are really extremely long. Should I knit it again, I’ll omit one pattern repeat in the sleeves.

Die verstrickte Dienstagsfrage 25/2009

Das Wollschaf fragt:
Nach welchen Kriterien wählt Ihr Eure Projekte aus? Nach dem Garn in Euren Vorräten?
Nach den Lücken im Kleiderschrank (wenn z.B. ein warmer Pullover für den Winter fehlt)?
Nach der Popularität (z.B. bevorzugt Knitalongs)?
Weil die Stricktechnik oder der Schnitt spannend aussieht?
Um eine neue Technik zu lernen?
Weil es ein Modell von Eurem bevorzugten Designer ist?

Oh, heute ist es eine Frage von mir. 🙂
Ich wähle meine Strickprojekte hauptsächlich nach meinen Garnvorräten und nach den Lücken im Kleiderschrank, wobei das nicht unbedingt mein eigener Schrank sein muss. Einige Verwandte und Bekannte wissen nämlich durchaus zu schätzen, was ich stricke.
Nach Popularität gehe ich nie; es kommt aber vor, dass ich bestimmte Sachen mehrmals nacharbeite, wenn sie sich bewährt haben. So war es beispielsweise mit den “Baby Surprise Jackets”, von denen ich mittlerweile vier gestrickt habe.
Eine interessante Stricktechnik oder einen ebensolchen Schnitt finde ich zwar mitunter verlockend, aber Brauch- und Tragbarkeit haben Vorrang. Ich investiere ungern viele Stunden in ein untragbares Etwas.
Von welchem Designer ein Entwurf ist, spielt für mich keine Rolle. Wenn ich nach fertigen Anleitungen stricke, dann zählt für mich nur, ob mir das Modell gefällt und ob es in meine Garderobe passt. Vieles entwerfe ich ohnehin selbst, und ich habe keine Bedenken, eine Anleitung zu modifizieren, wenn mir etwas daran nicht zusagt.

Passt wie angegossen – Fits like a glove

“Vivian” ist fertig, gewaschen, getrocknet und passt. Zum größten Teil jedenfalls. Die Ärmel sind leider 10 cm zu lang. Ein kompletter Mustersatz weniger wäre besser und für mich ausreichend gewesen, obwohl ich nun wirklich keine extrem kurzen Ärmchen habe. Die Ärmelweite im Oberarmbereich ist reichlich, die zusätzliche Zunahme wäre gar nicht nötig gewesen. Die Kapuze ist sehr eng und wird deshalb nur zur Dekoration dienen.
Heute habe ich in einem der beiden mir bekannten örtlichen Wollgeschäfte einen Reißverschluss gekauft. Mit dem Verkäufer, einem sehr sachkundigen älteren Herrn, beratschlagte ich, ob wohl 50 oder 55 cm Länge besser wäre. Wir entschieden uns für 50 cm, weil es nicht tragisch ist, wenn der Reißverschluss nicht bis ganz an meine Kehle reicht. Fürs Einnähen hatte ich noch keine Zeit, weil ich die vergangenen beiden Tage weitgehend damit verbracht habe, ein fünf-Gänge-Menü vorzubereiten. Dazu schreibe ich demnächst mehr.
Hier sind ein paar Bilder der Jacke.

Vivian, Vorderteil / front

Vivian, Rückenteil / back

Vivian, Kapuze / hood

“Vivian” is finished, washed, dried, and it fits. At least for the most part of it. The sleeves are about 4 in too long, unfortunately. A whole repeat less would have been better and sufficient for me, although I really don’t suffer from extremely short arms. The upper sleeve width is ample, my additional increases would not have been necessary. The hood is very tight and therefore will only serve for decorative purposes.
Today I went to one of the two local yarn shops I know here to buy a zip. The shop owner, a very competent elderly gentleman, helped me decide which zip length to choose, either 55 or 50 cms. We decided on 50 cm because it is no big deal if the zip ends somewhat below my throat. So far I had no time to sew it in because I spent the last two days to a large extent preparing a five course meal.
Above are some pictures of the jacket.

Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2009

Das Wollschaf fragt:
Habt ihr ein Lieblingsgarn? Wenn ja, welches und warum?
Vielen Dank an Tanja für die heutige Frage!

Eines meiner Lieblingsgarne war früher Stahlsche Wolle “Skyline”, eine reine Schurwolle mit einer Lauflänge von 150 m auf 50 g. Damit habe ich um die zwanzig Pullover gestrickt. Leider ist es schon seit langem nicht mehr erhältlich.
Davon abgesehen habe ich zur Zeit kein Lieblingsgarn im eigentlichen Sinne. Mir ist in erster Linie wichtig, dass ein Garn zum Projekt passt.
Allerdings gibt es Garne, die ich nur ungern verstricken würde, weil ich sie schwer (manche Baumwoll- und Seidenqualitäten), albern (Fransen- und Bommelgarne) oder unangenehm auf der Haut (superweiche Mikrofasern) finde. Auch “Scrumptious Chunky” von Fyberspates, das ich gerade zur “Vivian” verarbeite, hätte keine Chance, mein Lieblingsgarn zu werden, obwohl es für die Jacke prima geeignet ist. Es ist recht gewichtig, und es lässt sich schlecht verstricken, weil es sich leicht spaltet.