Die verstrickte Dienstagsfrage 31/2009

Das Wollschaf fragt:
Trägst Du jetzt gerade – während Du diese Frage liest – etwas Selbstgestricktes? Und wenn ja – was denn? Wenn nein – warum denn nicht? Gibt es ein Foto? Zeig!
Herzlichen Dank an Angela für die heutige Frage!

Ja, ich trage etwas Selbstgestricktes. Zum einen langweilige einfarbig dunkelgrüne selbstgestrickte Socken, passend zur Hose, und außerdem diesen Pullunder:

Ekeby von Cornelia Tuttle Hamilton

Allerdings trage ich darunter heute ein anderes Shirt, nämlich ein hellgrünes mit langen Ärmeln. Dass ich überhaupt nichts Selbstgestricktes trage, kommt nur sehr selten vor.

Manches funktioniert einfach nicht – some things simply don’t work

Schon vor längerer Zeit hatte ich mich in den Pulli “Juice it up” von Scarlet Taylor aus dem Buch “Desperate Knitting” verliebt. Das ist das Modell auf der Titelseite, ein kurzärmeliger V-Pulli in einem Rippenmuster aus einem Baumwollgemisch, so richtig alltagstauglich. Tatsächlich ist es das einzige Modell im Buch, das mir überhaupt gefällt, aber das ist eine andere Geschichte.
Zufällig habe ich ein Garn in meinem Vorrat, das perfekt passt. Es ist eine reine Baumwolle, mercerisiert und gasiert, in Goldbraun. Und so machte ich mich neulich daran, eine Maschenprobe zu stricken. Leider geriet die ziemlich unregelmäßig; beim Wechsel zwischen rechten und linken Maschen sieht es nicht so ordentlich aus, wie ich es mir wünsche. Deshalb probierte ich, das Muster mit der Strickmaschine zu stricken. Mein Grobstricker jedoch mag eigentlich lieber dickeres Garn; die Probe wurde zwar gleichmäßig, aber etwas zu lose.
Nun überlege ich, ob ich vielleicht aus dem Garn etwas ganz anderes stricken sollte.

Maschenproben, gauge swatches

Some time ago I fell in love with the sweater “Juice it up” by Scarlet Taylor from the book “Desperate Knitting”. It is the garment on the front page, a short-sleeved v-neck sweater in a rib pattern, made from a cotton mix and just the thing for everyday use. In fact, it’s the only item from the book that I really like, but that’s a different story.
Incidentally I’ve got a yarn in my stash which is perfectly suitable. It is a mercerized pure cotton in golden brown. And so I set out to do a gauge swatch. Unfortunately it turned out a bit irregular; the transition from knit to purl stitches and vice versa does not look as neat as I would have liked it. That’s why I tried to knit the pattern on the knitting machine. My chunky knitter, however, prefers thicker yarn. The test swatch turned out very regular, but a bit too loose for my taste.
Now I’m contemplating if I should knit something completely different from this yarn.

Knitty Surprise

Drei Surprise-Modelle sind online: Der CubixX2 Pullover, die Sunday Swing Socken und eine Art Kragenschal. Während ich den Socken und dem seltsamen Rollkragen nicht viel abgewinnen kann, finde ich das Pullovermuster sehr interessant. Aus feinerem Garn lässt sich so etwas bestimmt auch mit der Strickmaschine arbeiten, auch wenn der Farbwechsel nach jeder Reihe ziemlich mühsam sein dürfte.

Three Knitty Surprise items are online:
The CubixX2 Sweater, the Sunday Swing Socks and a cowl called Wonky. While neither the socks nor the odd cowl do anything for me, I find the sweater pattern really interesting. In finer yarn, something similar can probably be worked on the knitting machine, even if changing colour after each row might be rather tedious.

Fast wie neu – Almost like new

Vor mehreren Jahren, genauer gesagt im Juni 2003, strickte ich mir einen Pullover aus einer Mischung aus Viskosebändchen und Flammégarn. Nicht nur wegen des Garns, sondern auch wegen des großzügigen Halsausschnitts war das Modell ausgesprochen sommerlich. Und gerade der Halsausschnitt verdarb mir im Laufe der Zeit die Freude am Pullover, denn ständig lagen die BH-Träger frei.
Bis gestern abend. Da schnappte ich mir das gute Stück, ribbelte die Halskante auf und kettete sie nochmals ab, diesmal schön fest. Jetzt gefällt mir das Ding wieder.

Halsausschnitt, neu abgekettet - neckline, newly cast-off

Several years ago, in June 2003 to be precise, I knit a sweater from a viscose ribbon and slub cotton mix. Not only because of the yarn, but also because of the rather ample neckline it was quite a summery garment. And over the years this very neckline spoiled my fun in wearing the sweater because the bra straps were constantly visible when I wore it.
Until last night, when I grabbed the little gem, undid the neckline cast-off and redid it, this time especially tight. Now I like wearing the sweater again.

Sommerdüfte – Summer fragrances

Ich weiß nicht, was an einem schwülwarmen Julitag in einem unklimatisierten Bus schlimmer ist: Menschen, die so arm sind, dass sie sich nicht mal etwas Wasser zum Duschen und zum Waschen ihrer Kleidung leisten können, oder Menschen, die offenbar so reich sind, dass sie anstelle von Wasser Parfüm verwenden.

I’m not sure which is worse on a hot and humid day in July in a bus without a/c: People who are so poor they cannot even afford some water to take a shower and launder their clothes, or people who evidently are so wealthy that they use perfume instead of water.

Die verstrickte Dienstagsfrage 29/2009

Das Wollschaf fragt:
Während der Lektüre einiger Bücher von Stephanie Pearl McPhee, auch unter dem Namen Yarn Harlot bekannt, konnte ich mich in ihren amüsanten Berichten immer wieder selbst erkennen.
Woran merkt Ihr, dass ihr woll- oder stricksüchtig seid? Bei mir äußert es sich beispielsweise darin, dass ich bei einem Ausflug erstmal nachsehe, ob es dort ein Wollgeschäft gibt. Ich beschäftige mich gedanklich schon mit dem nächsten Projekt und der Beschaffung des “Rohstoffes”, kaum dass das aktuelle auf den Nadeln ist. Ich hätte gerne ein Schaf …
Herzlichen Dank an Susanne für die heutige Frage!

Nein, ich bin nicht wollsüchtig. Ich stricke nämlich auch ganz gern mal mit anderen Materialien. Seide, Leinen oder Baumwolle können sehr schön sein. Und ich bin nicht stricksüchtig, weil ich auch häkeln könnte, was ich früher sogar lieber getan habe als stricken.
Nein, ich habe nicht das Bedürfnis, Ausflüge vorzugsweise in Regionen zu unternehmen, in denen es Wollgeschäfte gibt. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich zuhause so viel Garn habe, dass sich weiteres nur noch mühsamst unterbringen ließe. Bevor ich mich mit noch mehr Hab und Gut belaste, macht es mir mehr Spaß, meinen Garnvorrat (ein für meine Zwecke vollkommen geeignetes Wort, denn ich sehe keine Notwendigkeit, meine Fremdsprachenkompetenz durch eingestreute Anglizismen zu dokumentieren) durchzusehen und mir zu überlegen, was man daraus stricken könnte. Garne nur nach Bedarf für ein bestimmtes Projekt zu kaufen fände ich übrigens schrecklich. Dann könnte man ja niemals spontan etwas anfangen, das einem gerade in den Sinn kommt. Deshalb ist es für mich auch wichtig, immer ein paar Reste für Experimente zwischendurch zur Hand zu haben. Wie soll man sonst risikolos neue Techniken ausprobieren?
Nein, ich möchte kein Schaf und auch keine anderen faserliefernden Tiere. Ich brauche ja auch keinen Garten, wenn ich aus guten gekauften Zutaten etwas kochen oder backen kann.
Zusammengefasst: Nein. Nach Susannes Definition bin ich nicht strick- oder wollsüchtig. 😉

Kirschkuchen, verspätet

Vor zehn Tagen hatte ich noch gejammert, dass keine Sauerkirschen erhältlich waren. Vergangenes Wochenende konnte ich nun den ersten Sauerkirschkuchen der Saison backen. Allerdings hat er mir nicht so umwerfend gut gefallen. Nächstes Mal werde ich die Kirschen nicht vorkochen und vielleicht auch sonst vieles anders machen.
Hier ist trotzdem das Rezept.

Mürbeteig:
100 g Butter
175 g Mehl
1 Ei
60 g Zucker

Belag:
750 g Sauerkirschen
100 g Zucker
1 Zimtstange
nach Bedarf 1-2 Esslöffel Wasser
eventuell 2 Esslöffel Semmelbrösel oder gemahlene Mandeln

Guss:
250 g saure Sahne oder Schmand
3 Eigelb
etwas gemahlene Vanille
2 Esslöffel Zucker
1 Esslöffel Speisestärke

Kirschkuchen mit Guss

Zubereitung:
Sauerkirschen entsteinen und mit Zucker, Zimt und eventuell etwas Wasser fünf Minuten kochen. Gut abtropfen und abkühlen lassen.
Backofen auf 200°C (Gas Stufe 3) vorheizen.
Mehl, Butter, Ei und Zucker zu einem glatten Teig verarbeiten und eine Springform (24 cm Durchmesser) damit auslegen, dabei einen Rand hochziehen.
Den Boden 15 Minuten vorbacken, danach mit Semmelbröseln oder Mandeln ausstreuen (ist nicht zwingend erforderlich, wenn die Kirschen nicht zu feucht sind) und mit den Kirschen belegen.
Für den Guss saure Sahne, Eigelb, Vanille, Zucker, Zitronensaft und Speisestärke verquirlen.
Das Ganze auf den Kuchen gießen und diesen dann noch 25 Minuten backen, bis die Oberfläche fest ist.

Blümchen – Little flowers

Bevor irgend jemand meint, dass ich womöglich gar nichts mehr stricke, hier der Beweis des Gegenteils: Ein türkisfarbener Mädchenpullover mit Blümchen in Pink. Ich hoffe, er gefällt der jungen Dame, für die er bestimmt ist.
Mehr darüber könnt Ihr hier nachlesen.

Mädchenpullover türkis-pink - Girl

Before anybody assumes that I don’t knit anymore at all, here’s proof otherwise: A turquoise girl’s sweater with little flowers in shocking pink. I hope it appeals to the little lady who is going to receive it.
You can read more about it (in German).

Tests – Testing matters

Ich finde es grundsätzlich prima, wenn man etwas erst einmal testet. Manchmal sollten die Tester sich aber vorher fragen, wie sinnvoll ihr Test ist.
Die Mailfunktion auf meiner Website mit einem falschen Absender zu prüfen dürfte einigermaßen sinnfrei sein, denn wer auch immer da mit dem äußerst originellen Absender test@test.de schreibt, kann ziemlich sicher sein, keine Bestätigung an seine tatsächliche Mailadresse zu bekommen. Eine Antwort übrigens auch nicht.

I basically appreciate testing things and functionality. But sometimes the testers should ask themselves how reasonable their testing is.
Checking the mail form on my website with a faked mail address might be rather pointless because whoever writes me with the extremely inventive return address test@test.de can feel pretty confident not to receive a confirmation to his real mail address. Neither an answer.

Die verstrickte Dienstagsfrage 28/2009

Das Wollschaf fragt:
Wie stellst Du Dir das ideale Strickbuch vor?
Mal abgesehen davon, daß einem möglichst viele Modelle gefallen sollten: Was ist Dir noch wichtig?
Wärst Du bereit, für eine höhere Qualität (Einband, Papier, Format etc.) auch einen höheren Preis zu bezahlen?
Herzlichen Dank an Tina für die heutige Frage!

Diese Frage finde ich sehr schwer zu beantworten, denn das ideale Strickbuch kann so ziemlich alles sein: Dick oder dünn, schwer oder leicht, groß oder klein, üppig bebildert oder fast nur aus Text bestehend. Alles hat seine Berechtigung; was ich lese, hängt davon ab, worauf ich gerade Appetit habe. Und da ich keine Anfängerin mehr bin, sollte ein Strickbuch, das von mir gekauft werden möchte, auf jeden Fall mehr bieten als Grundlagen und Wiedergekäutes.
Vielleicht ist es ja einfacher, wenn ich schreibe, was ich nicht mag:

1. Hypertraditionalismus
Die Autorin hat vor hundertfünfzig Jahren im Alter von drei Monaten auf dem Arm ihrer Urgroßmutter stricken gelernt, seither die Nadeln nicht mehr aus der Hand gelegt und weiß genau, wie man alles richtig macht. Sie schreibt einem nicht nur vor, welche Nadeln man verwenden, sondern auch, wie man den Faden halten muss. Jede andere als ihre persönliche Methode ist grundfalsch und verursacht bei denen, die davon nicht lassen wollen, Mundgeruch und Hühneraugen.

2. hip-hip-hip
Die Autorin hat vor sechs Monaten übers Internet stricken gelernt und seither die Nadeln nicht mehr aus der Hand gelegt. Da sie stolz auf ihre Fremdsprachenkenntnisse ist, hält sie alles, was je in Deutsch veröffentlicht wurde, grundsätzlich für Mist. Nun ist sie bereit, ihre bahnbrechenden Erkenntnisse an ihre treuen und folgsamen Leserinnen weiterzugeben. Aus Gründen der politischen Korrektheit und weil sie Probleme mit dem Urheberrecht vermeiden will, gibt sie rechten und linken Maschen sowie klassischen Techniken neue oder wenigstens anglophil angehauchte Bezeichnungen. Was vor zwanzig Jahren ein simpler Patent-Schal war, mutiert bei ihr zum “Brioche Rib Scarf”, das klingt gleich viel internationaler und anspruchsvoller, obwohl das Teil nicht nur sterbenslangweilig aussieht, sondern es auch ist.

3. Probleme mit der Rechtschreibung
Die Autorin ist beseelt von missionarischem Eifer, begeistert von den eigenen Strick-Kenntnissen und möchte sie so schnell wie möglich gedruckt unters Volk bringen. Über die fünfzig Tippfehler auf dreißig Manuskriptseiten sieht sie großzügig hinweg und erwartet das auch von ihren Lesern. Rechtschreibkorrektur, korrekte Grammatik oder gar Korrekturlesenlassen sind was für Weicheierstöcke.

4. Miserable Fotoqualität
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Manche Bilder nuscheln oder stottern zwar erbärmlich bei ihrem Vortrag, aber ist das ein Grund, sie nicht zu veröffentlichen?

5. Schlechte oder fehlende Schemazeichnungen
Zeichnungen sind mühsam zu erstellen, sogar am Computer (ratet mal, woher ich das weiß). Deshalb macht so manche Autorin lieber ein miserables Foto (siehe oben), statt sich mit einem Grafikprogramm abzumühen und ein klares, sauber bemaßtes Schnittschema oder eine gut lesbare Strickschrift zu erstellen. Man kann schließlich auch einen 40-Maschen-und-60-Reihen-Rapport problemlos verbal auf drei Seiten beschreiben, und wenn die Leserinnen sich in Reihe 27 verheddern, ist das ganz sicher nicht die Schuld der Autorin.

Eins noch: Ein gutes Strickbuch sollte nicht versuchen, jeden Geschmack zu treffen, weil das unmöglich ist. Man sollte sich genau überlegen, welche Zielgruppe man anspricht und was man vermitteln will. Manchmal kann ein kleines, exquisites Büchlein mehr Aufmerksamkeit erzielen als ein mehrbändiges Elaborat.