Die verstrickte Dienstagsfrage 17/2012

Diese Woche fragt das Wollschaf :
Ich brauche manchmal ziemlich lange um eine schriftliche Anleitung zu verstehen, weil viele kleine Details fehlen. Wie ergeht es Euch dabei? Versteht Ihr Anleitungen auf Anhieb oder müsst Ihr diese manchmal mehrere Tage studieren?
Vielen Dank an Gewaechs für die heutige Frage!

Mehrere Tage fände ich schon sehr lang. Eine Anleitung, die derart schwer verständlich ist, würde ich kaum verwenden. So toll kann das Ergebnis kaum sein, dass es eine Woche Einarbeitung rechtfertigt.
Mehrere Minuten finde ich okay, wenn die Anleitung in einer Sprache ist, die ich einigermaßen beherrsche. Bei deutschen Anleitungen von Garnstudio (Drops) benötige ich meistens ein paar Minuten länger zum Verstehen, wegen des eigenwilligen Vokabulars und der merkwürdigen Denkweise. Aber generell finde ich, dass das Verstehen von Anleitungen Übungssache ist.
Anfänger sind oft erst einmal entsetzt von der vermeintlichen Kompliziertheit und den unverständlichen Ausdrücken, aber spätestens nach der dritten Anleitung begreift man, dass Zahlenkolonnen meistens verschiedene Größen darstellen und in welcher Weise Zu- und Abnahmen üblicherweise ausgeführt werden. Wer noch nie Stricknadeln in der Hand gehalten hat, der tut natürlich gut daran, sich für den Anfang nicht unbedingt ein kompliziertes Modell vorzunehmen. Die meisten Fragen stellen sich aber nur einmal, danach weiß man normalerweise, wie man “die Maschen strickt, wie sie erscheinen”, wie man einen Faden ansetzt oder wie man beim Intarsienstricken vorgeht. Wenn etwas unklar ist, kann man z.B. auch im Strickforum nachfragen.
Vielleicht hilft es auch, wenn man unterscheidet, was “Allgemeinwissen” beim Stricken ist und was spezifisch für eine bestimmte Anleitung gilt. Allgemeinwissen wäre beispielsweise, wie man eine rechts verschränkte Masche arbeitet oder dass Strickschriften immer von unten rechts beginnend gelesen werden, also genau so, wie man strickt. Spezifisch hingegen können die Symbole eines Diagramms sein, weil manche Verlage oder Designer ihre eigenen Zeichen entwickelt haben.

Meline Fair Isle

Eigentlich kann man mit Maschine schneller stricken als von Hand. Trotzdem benötige ich für einen maschinegestrickten Pullover häufig mehr Zeit als jemand, der so etwas von Hand strickt. Der Grund: Gerade ein kompliziertes Muster wie dieses erfordert Konzentration und mehrere Stunden möglichst ohne Unterbrechung, um voranzukommen. Da stricke ich nicht mal eben nur zwei bis zehn Reihen und lege es dann wieder zur Seite. Aber die “mehreren Stunden” sind bei mir rar.
Trotzdem bin ich mittlerweile mit Vorder- und Rückenteil fertig und habe auch die Halsblende schon angebracht. Nun fehlen noch die Ärmel. Damit geht es aber erst am kommenden Wochenende weiter.

Fair-Isle Pullover, Wollerey Meline

Generally it is possible to knit faster by machine than by hand. Anyway, for a machine-knit garment I need often more time than someone else would need to hand-knit it. The reason: A complicated pattern like this needs concentration and several hours without interruption to make real progress. You don’t knit two to ten rows and then put your knitting aside again. And just these “several hours” are hard to find for me.
Even so, meanwhile the body pieces are done, and the neckband is finished and attached. Now only the sleeves are missing. But they will have to wait until next weekend.

Hut auf! – Hat on!

Es ist Monatsmitte und damit höchste Zeit für meine April-Kopfbedeckung, die ich wieder im Rahmen des 12-Mützen-Wettbewerbs bei Ravelry präsentieren will.
Diesmal habe ich mich besonders ins Zeug gelegt. Aus einem von Frieda handgesponnenen Strang Kamel-Merino-Leinengemisch (knapp 100 g, 95 m Lauflänge) entstand dieser fast schon elegante Hut, gestrickt mit Nadelstärke 8 mm. Ich habe ihn dekoriert mit einem maschinegestrickten Hutband aus sehr dünnem Garn. Gestrickt habe ich das Band im Rippenmuster über je 11 Nadeln am vorderen und hinteren Nadelbett. Das ergab ein sehr dehnbares Gestrick, das sich gut in Form legen ließ. Damit der Hut insgesamt seine Form bekommt und behält, habe ich den Rand mit Hutdraht versteift. Den bekommt man z.B. bei Nehelenia.

gestrickter Hut, knitted hat

It is middle of the month and thus high time for my April headgear, which I want to present in the 12-month-headgear contest at Ravelry.
This time I made a special effort. This almost elegant hat was made of a hank of camel-merino-linen mix, handspun by Frieda. It is knit with needle size 8 mm. I decorated it with a machine-knit band made of very fine yarn. This was made in full needle rib over 11 needles on each bed, resulting in a very stretchy fabric which can be arranged nicely. To shape the hat and make it retain said shape, I reinforced the brim with special wire for hats, available e.g. at Nehelenia.

Spring Thaw Shawl

Sollte sich eine meiner geneigten Leserinnen fragen, wie weit ich denn wohl mit diesem Tuch bin, das ich an dieser Stelle schon einmal erwähnt hatte, so lautet meine Antwort: Ich hab’s endlich geschafft.
Ich strickte brav nach Anleitung, bis ich eine gerade Anzahl von Blättern hatte, dann begann ich mit der Bordüre. Und nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass diese so nicht gut funktionieren kann, denn man nimmt in den Bordürenreihen in der Mitte nicht mehr zu. Statt einer Spitze ergibt sich eine Beule, die bei den fertigen Tüchern wohl nur durch eine dickere Nadel und heftiges Spannen ausgeglichen wurde. Beides sagte mir nicht zu. Ich suchte bei Ravelry in den fertigen Projekten und stieß auf ein Tuch mit einem mittleren Blattpaar. Und dann dämmerte mir eine Lösung, bei der man zwar kein einzelnes Mittelblatt hat, aber dafür eine ordentliche Spitze: Man strickt zunächst eine ungerade Zahl von Blättern und arbeitet dann die komplette Strickschrift inklusive der zusätzlichen Maschen für den Rand bis vor die Mittelmasche. Denn in diesen Maschen sind die Zunahmen. Nach der Mittelmasche folgen wieder die Maschen vor dem Rapport, dann der Rapport selbst und am Ende wieder die Maschen nach dem Rapport. Eine erfahrene Lace-Strickerin findet sicherlich auch eine Möglichkeit, Zunahmen beiderseits eines einzelnen Mittelblatts zu stricken, aber das traute ich mir nicht zu.
Ich strickte übrigens die “einfache” Variante der Bordüre, und damit es nicht zu langweilig wird, kamen ein paar Perlen mit ein. Mir fehlt noch jegliche Erfahrung, wie man das ohne spezielle Anleitung effektvoll macht, deshalb seht es mir bitte nach, wenn die Platzierung zu wünschen übrig lässt.

Blattmotiv in der Mitte, edge with leaf motiv at center
“Beule” an der Spitze, bump at center.

spitzes Mittelmotiv, pointy center
“Spitzes” Mittelmotiv, pointy center

Tuch im Ganzen, completed shawl
Tuch im Ganzen, completed shawl

Should any of my gentle readers wonder about my progress with this shawl, which I recently mentioned, my answer is: I’ve finally made it.
I worked according to the instruction like a good girl until I had finished an even number of leaves. Then I started the border pattern. And very quickly I realized that this does not work well. In the border rows, you do not increase any more in the center of the shawl. Therefore instead of a true point you get a bump, which in the finished shawls was probably balanced by using a thicker needle and heavy blocking. Neither appealed to me. I did a search for the finished projects on Ravelry and came across a shawl with a centered pair of leaves. And then it dawned to me how to knit a pointed shawl without a single center leaf but with a decent point: After an odd number of leaves along the “spine”, work the complete border pattern up to the center stitch, including the stitches after the repeat, which must be worked immediately before the center stitch, as they contain the necessary increases. After the center stitch, start with the stitches before the repeat and work your way through the second half, ending with the stitches after the repeat. A more experienced lace knitter will certainly find a way to add increases at both sides of a single center leaf, but that’s beyond my abilities.
By the way, I’ve worked the “easy” edging, and to keep it from being boring, I’ve added some beads. I don’t have any experience in how to do this to a good effect without instruction, so please bear with me that the placing of the beads might leave a lot to be desired.

Die verstrickte Dienstagsfrage 15/2012

Das Wollschaf holt eine Frage aus dem Archiv vom 08.03.2005:
Besitzt Du eigentlich überhaupt noch gekaufte Stricksachen? Oder strickst Du inzwischen alles selbst? Oder trägst Du Deine gestrickten Sachen gar überhaupt nicht?

Ich habe einen schwarzen Pullover, den ich mir aufgrund eines Todesfalls in der Familie gekauft habe. Da reichte die Zeit einfach nicht fürs Selberstricken. Außerdem trage ich gern dünne Drunterziehpullis aus edlen Materialien, hauptsächlich Seidenmischungen. So etwas könnte ich nicht auf meiner Strickmaschine stricken, deshalb sind sie gekauft.
Ansonsten sind wirklich alle meine Stricksachen, von der Mütze über Jacken und Pullover bis zu den Socken, selbst gestrickt, wenn auch nicht immer von mir. Ich besitze z.B. schöne Handschuhe und Schals, die Freundinnen mir geschenkt haben.
Und natürlich trage ich das, was ich stricke. Jedenfalls wenn es für mich gedacht ist. Oft stricke ich ja auch Geschenke. Die werden dann von anderen Leuten getragen bzw. benutzt.

Schwerstarbeit – Hard work

Endlich wurde der zweite Kapuzenschal fertig, an dem ich seit Ende Februar gestrickt habe. Das Material ist Bremont “Lucia”, ein sehr weiches, aber auch schweres Alpaka-Merino-Gemisch mit einer Lauflänge von 100 m auf 100 g. Insgesamt verbrauchte ich 400 g. Ich strickte mit Nadelstärke 7 mm, und jede einzelne Masche erforderte Kraft. Deshalb dauerte es auch so lange, und deshalb musste ich mich regelrecht überwinden, täglich wenigstens ein paar Reihen an diesem Stück zu arbeiten. Zuerst strickte ich die eine Hälfte fast fertig, dann machte ich mit der zweiten Hälfte weiter, bis das Garn nahezu aufgebraucht war. In den letzten Reihen nahm ich die Hälfte der zuvor zugenommenen Maschen wieder ab, damit die Kapuze nicht zu zipfelig wurde. Zum Schluss verband ich beide Hälften durch Zusammenstricken und gleichzeitiges Abketten.

Kapuzenschal, hooded scarf

Finally the second hooded scarf, which I had been working on since the end of February, is finished. The yarn is Bremont “Lucia”, a very soft, but also quite heavy Alpaca-merino mix with a metrage of 100 m per 100 g. All in all, I used 400 g. I worked with a 7 mm needle, and each stitch required a lot of energy. That’s why it took me so long and I had to force myself to knit at least a few rows per day. I started with the first half and went on until after the increases, then came the second half until the yarn was almost used up. In the last rows I decreased about half of the previously increased stitches to prevent the hood forming a sharp point. At the end both halves were joined by three-needle bind-off.

Die verstrickte Dienstagsfrage 14/2012

Das Wollschaf fragt aus dem Archiv vom 17.03.2005:
Die Bienchen summen, die Vöglein zwitschern, der Frühling hat Einzug gehalten. Was planst du für den Frühling? Neue Wolle? Neue Strickprojekte? Vielleicht sogar einen Frühjahrs-Woll-Putz?

Hm, der 17. März 2005 war kein Dienstag, sondern ein Donnerstag. Aber egal.
Für den Frühling plane ich: Keine neue Wolle, denn ich habe zur Zeit genug. Falls mir ein unwiderstehliches Angebot über den Weg läuft, werde ich sorgfältig abwägen, ob es wirklich unwiderstehlich ist.
Ein Strickprojekt ist derzeit fest eingeplant, nämlich ein Pullover in Norwegertechnik aus Garn von der Wollerey. Wie ich mich und meine Strickzeit kenne, wird das Stricken und Ausarbeiten wohl fast den ganzen Frühling in Anspruch nehmen.
Meine Wolle braucht zum Glück nicht geputzt zu werden, sie ist weitgehend sauber. Eventuellen Staub, der sich vielleicht über die Jahre angesammtlt hat, beseitigt die Wäsche vor dem ersten Tragen. Ich ziehe nämlich grundsätzlich nichts frisch Gestricktes an, ohne es vorher zu waschen. Und ich verschenke auch Gestricktes nur, nachdem ich es gewaschen habe.
Aber ich könnte meine Wolle natürlich mal wieder etwas umschichten und sie bei dieser Gelegenheit wohlwollend und liebevoll begutachten.

Gewinner im März

Auch im März fand in der Ravelry-Gruppe “12 Mützen/Hauben/Hüte” wieder ein Wettbewerb statt. Und wieder hatte ich das unglaubliche Glück, die meisten Stimmen zu bekommen.

Mütze Odessa

Dies ist meine Version von Grumperinas Entwurf “Odessa”. Ich verarbeitete einen Rest (weniger als 50 g) eines Wollmeise Versuchskaninchens, das möglicherweise mal so etwas wie die Farbe “Dunkle Kirsche” hätte werden sollen. Eingestrickt wurden etwa 130 Rocailles-Perlen aus dem Sonderangebot in der Farbe Hell-Oliv, was auf dem dunklen Rot wirkt wie Gold.
Als Gewinn durfte ich mir dann eine Anleitung von Sandra Jäger aussuchen. (Das war ganz schön schwierig, weil Sandra eine unglaublich kreative Person ist, die schon sehr viele tolle Entwürfe gemacht hat.)

Verlegenheitskuchen

Nein, dies ist kein Aprilscherz. Dieses Rezept verdankt sein Dasein den Umständen, dass zum einen überreife, braun gewordene Bananen der Verwendung harrten und zum anderen ungeplant ein kleiner Kuchen benötigt wurde. In solchen Fällen entwickle ich ungeahnte Kreativität.

Man nehme:
100 g Butter
100 g Zucker
2 Eier
abgeriebene Schale einer Zitrone
ca. 2 Esslöffel Zitronensaft
2 überreife Bananen (ca. 300 g, geschält ca. 200 g)
125 g Mehl
1/2 Tütchen Backpulver
Kastenform von 20 cm Länge
Pergament- oder Backpapier zum Auslegen der Form

Kuchen mit Bananen

Zubereitung:
Kastenform mit Pergament- oder Backpapier passend auslegen.
Backofen auf 150° (Umluft) bzw. 170° (konventionell) vorheizen.
Butter mit Zucker schaumig rühren. Der Zucker sollte sich möglichst auflösen. Je länger gerührt wird (deshalb heißt es Rührkuchen), desto feinkrumiger wird später der Kuchen.
Dann die Eier nacheinander unterrühren. Die Zitronenschale abreiben und dazugeben. (Ich mache das mit meiner großen alten Kronenreibe direkt über der Teigschüssel.) Die Zitrone dann halbieren, auspressen und zwei Esslöffel Saft zusammen mit den Bananen pürieren. Das gibt dem Kuchen einen fruchtigeren Geschmack und verhindert außerdem, dass die Bananen unappetitlich dunkel werden.
Pürierte Bananen zum Teig schütten und unterrühren. Mehl und Backpulver mischen und durch ein Mehlsieb in den Teig geben. Behutsam unterziehen, sonst gibt’s eine große Staubwolke. 🙂
Teig in die ausgekleidete Form füllen und im Backofen etwa 50 Min. backen. Falls die Oberfläche zu dunkel wird, mit Alufolie abdecken.
Vor dem Herausnehmen aus dem Ofen Hölzchenprobe machen: Einen hölzernen Zahnstocher in den Kuchen stecken. Wenn das Hölzchen trocken herauskommt, ist der Kuchen durchgebacken. Klebt noch feuchte Masse am Teig, dann braucht er noch etwas Zeit.
Wer mag, kann den Kuchen noch mit einer Zitronen- oder Schokoladenglasur überziehen. Er schmeckt aber auch so.