Absturz!

Auch relativ erfahrenen Maschinestrickerinnen wie mir passiert es, dass durch einen dummen Fehler das Gestrick von der Maschine fällt. So ging es mir heute. Da hatte ich beim Streifenstricken den neuen Faden wohl nicht ganz sauber eingefädelt, und wusch, fielen fast alle Maschen. Nur “fast alle” deshalb, weil ich, als ich merkte, was da passierte, den Schlitten mitten im Gestrick stoppte. Das hat den Vorteil, dass wenigstens ein paar Maschen auf den Nadeln verbleiben und man nicht alles neu aufhängen muss. Wie geht man nun in so einem Fall am geschicktesten vor? „Absturz!“ weiterlesen

Die verstrickte Dienstagsfrage 22/2014

Diese Woche kommt vom Wollschaf folgende spannende Frage:
Ich habe die Idee, ein “Strick-Wiki” ins Netz zu stellen, kostenfrei und jeder kann mitmachen, analog zu dem “normalen” Wikipedia. Es können dort alle Bereiche, die mit Handarbeiten zu tun haben, angesprochen und mit einem Beitrag versehen werden. Beispielsweise könnte man Strickmuster sammeln, Abkürzungen erklären, Anleitungsvideos verlinken und vieles mehr.
Um abschätzen zu können, ob sich der Aufwand lohnt, habe ich nun die Frage, für wie sinnvoll die Leser diese Idee erachten.
Vielen Dank an Zeena für die heutige Frage!

Prinzipiell ist ein Strick-Wiki eine gute Idee. Ich hatte die vor über einem Jahr auch schon mal und habe damals sogar angefangen, eines aufzusetzen: http://www.strickforum.de/wiki/
Es blieb dann beim Anfang, denn: „Die verstrickte Dienstagsfrage 22/2014“ weiterlesen

Nicht ganz passend zur Jahreszeit

Wenn man fürs Anfertigen eines Pullovers mehrere Wochen oder sogar Monate benötigt, tut man gut daran, antizyklisch zu stricken. Die Sommersachen sollte man also im Spätwinter beginnen und die Wintersachen spätestens Anfang Dezember beenden. Mit meinem kürzlich fertig gewordenen Pullover liege ich ziemlich daneben.

Pullover aus Posh Catherine

Immerhin ist es ein Leichtgewicht. Drei Stränge à 100 g der Qualität Posh “Catherine” (nicht mehr erhältlich) habe ich hier verstrickt. Das Garn ist Bio-Schurwolle und hat eine Lauflänge von 600 m auf 100 g. Es ist also recht dünn, aber sehr gut wärmend. Es ließ sich fabelhaft mit der Strickmaschine und MW 6 verarbeiten und ergab nach der Wäsche eine Maschenprobe von 33 M und 42 R auf 10 cm. Die Bündchen sind kraus gestrickt.

Die Halsblende ist die allereinfachste überhaupt; man nimmt dafür Maschen um den Ausschnitt herum auf, strickt dann drei Reihen glatt links und kettet links ab. Diese Reihen rollen sich dann sauber um die Kante herum nach links. Mehr als drei Reihen würde ich übrigens nicht stricken, sonst wird das Röllchen zu voluminös und sieht nicht mehr so ordentlich aus.

Halsblende-Detail

Das Garn ist handgefärbt, und die einzelnen Stränge solcher Färbungen sind nicht immer gleichmäßig. Deshalb habe ich für die Leibteile alle zwei Reihen das Knäuel gewechselt. Für die Ärmel hatte ich dann noch einen vollen Strang und zwei fast aufgebrauchte Knäuel übrig, hier wechselte ich so lange ab, bis die kleinen Knäuel vollständig aufgebraucht waren. Die insgesamt 1.800 Meter haben gerade so eben für diesen Pullover gereicht; es sind noch etwa sieben Gramm übrig.

Die verstrickte Dienstagsfrage 21/2014

Diese Woche fragt das Wollschaf:
Habt Ihr schon einmal eine “Strickkreuzfahrt” oder einen “Strickurlaub” gemacht, Euch mit strickenden Freund(inn)en eine Ferienwohnung irgendwo gemietet und tagelang nur Eurem Hobby gefrönt?
Wenn ja, wie war es, wo war es und würdet Ihr das nochmal machen? Oder findet Ihr das nicht erstrebenswert?
Wenn das so ist, warum?
Vielen Dank an Daniela für die heutige Frage!

Einen Strickurlaub würde ich sehr gern mal machen. Am liebsten hätte ich dafür in diesem Jahr die Strickkreuzfahrt durchs Mittelmeer mit Jane Thornley gebucht. Dabei ist man ja nicht nur mit anderen einfach so zum Stricken zusammen, sondern hat auch die Gelegenheit, mal über die eigenen Randmaschen hinaus zu schauen und so richtig etwas dazuzulernen. Leider ist so etwas jedoch wegen diverser familiärer Verpflichtungen für mich äußerst schwierig. So bleibt es bei seltenen stundenweisen Treffen mit anderen Strickerinnen.
Einen Termin habe ich aber fest eingeplant: Beim Wollerey-Urlaub Mitte Juli gönne ich mir zumindest einen Tag Zusammensein mit anderen.

Die verstrickte Dienstagsfrage 20/2014

Diese Woche hat das Wollschaf gewissermaßen eine Grundsatzfrage:
Warum macht ihr bei der Verstrickten Dienstagsfrage mit?
Ist es einfach eine Möglichkeit, regelmäßig zu bloggen?
Interessiert euch, was andere zur gestellten Frage antworten?
Versucht ihr durchs Verlinken bei den Antworten mehr Besucher zu bekommen?
Antwortet ihr auf jede Frage oder nur auf die, zu denen ihr wirklich etwas zu sagen wisst?
Vielen Dank an Jana für die heutige Frage!

Antworten auf Dienstagsfragen schreibe ich genau dann, wenn ich glaube, damit einen oder mehrere Aspekte der Fragestellung sinnvoll und/oder hilfreich zu beleuchten.
Und die Antworten der anderen lese ich genau dann, wenn mich das Thema interessiert.
Es gibt durchaus Fragen, zu denen mir nichts Vernünftiges einfällt, die ich langweilig finde oder die mich schlichtweg nicht betreffen. In so einem Fall spare ich mir die Zeit und Mühe, eine Antwort zu verfassen und erspare meinen Lesern so manchen nutzlosen Beitrag.

Verknotungen

Wenn man Arthur C. Clarke Glauben schenken kann, dann ist (falls Ihr auch irgendwann “2001: Odyssee im Weltraum” gelesen habt) die Fähigkeit, einen Knoten zu bilden, ein erstes Zeichen von Zivilisation und Technologie. Tatsächlich dürften sich viele nichtmenschliche Lebewesen mit dieser Aufgabe schwer tun. Zugegeben, manche Rankpflanze bringt mit einiger Mühe vielleicht einen Knoten zustande, aber ein Delfin (wahrlich kein dummes Geschöpf) oder selbst ein Elefant dürften damit überfordert sein.

Umso mehr erstaunt mich, wozu unbelebte Materie in der Lage ist. Sobald ich ein Ladekabel, ein Paar Kopfhörer oder auch nur meine Computermaus in meinen Rucksack stecke, fangen diese Gegenstände selbsttätig an, Verschlingungen zu bilden. Wenn ich sie eine halbe Stunde später wieder herausziehen will, dann ist mindestens ein Knoten drin.

Es liegt übrigens nicht an meinem Rucksack, das habe ich getestet. Es funktioniert ebenso gut in der Tasche, in der ich meinen Strickprojekte befördere oder ganz allgemein auf einer beliebigen Oberfläche, auf der sich Teile von Elektro-Kleingeräten befinden. Kaum legt man sie ab, selbstverständlich mit ziemlich ordentlich aufgewickeltem Kabel, und begibt sich außer Sichtweite, fangen sie schnell und heimlich an, Knoten zu formen.

verknotete Kabel

Es bleibt mir nur die Schlussfolgerung, dass wir es hier mit den Anfängen einer Maschinen-Zivilisation zu tun haben, denen zweifellos früher oder später ein Aufstand eben dieser Maschinen folgen wird. Und wenn wir ihnen nicht rechtzeitig Einhalt gebieten, erwachen wir eines schönen Morgens sauber verschnürt in den Stromkabeln des Radioweckers und der Nachttischlampe, die sich über Nacht gegen uns verbündet haben.

Den interessantesten Knoten, an den ich mich erinnere, produzierte übrigens Sherilyn Fenn als “Audrey Horne” in einer Folge von “Twin Peaks”: Sie verknotete einen Kirschstiel in ihrem Mund, ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen.

Freestyle: Dusk Light Vest

Seit fast drei Monaten stricke ich an meiner Version der “Dusk Light Vest”, einer Idee für Freestyle-Stricken von Jane Thornley. Ich war im März schon kurz vor den Achselabnahmen, als ich in eine kleine Schaffenskrise geriet. Der Grund: Man soll bei dieser Stricktechnik ja mehr oder weniger frei und spontan entscheiden, wie man vorgeht. Aber genau das fällt mir sehr schwer. Stricken ohne Plan ist wie Autofahren ohne festes Ziel, das kann ich einfach nicht. Ich muss immer im voraus wissen, wohin die Reise gehen soll, an welchen Zwischenstationen ich vorbeikomme und was bei diesen gegebenenfalls zu tun ist.

So lag die Weste also mehrere Wochen herum, bis ich mich vorgestern abend aufraffte und mit Hilfe von “Schätzbox” (Taschenrechner) und Millimeterpapier genau ermittelte, wie viele Maschen in welcher Folge für die Armausschnitte abzunehmen waren und wie der Halsausschnitt vorn und hinten gearbeitet werden sollte. Jaja, lacht nur über mich, aber ich kann’s nicht anders. Seit gestern abend setze ich nun meine Planung minutiös in die Tat um, und es läuft wieder. Bisher hatte ich die Weste in einem Stück gestrickt, nach der Teilung für die Armlöcher stricke ich nun am linken Vorderteil, und die Hälfte bis zur Schulter ist schon geschafft.

Linkes Westen-Vorderteil

Jane Thornley hatte zwar einen runden Ausschnitt vorgeschlagen, aber bei meiner Weste wird es ein V-Ausschnitt, weil das Berechnen und Stricken einfacher ist. Dank des Perlmusters im oberen Bereich wird es vermutlich nicht nötig sein, Hals- und Armausschnitte nachträglich einzufassen. Ich bin mir noch nicht darüber im klaren, wie ich bei den vorderen Kanten vorgehe, weil dort auch allerlei Fadenwechsel zu verstecken sind. Dafür fällt mir hoffentlich noch rechtzeitig eine Lösung ein. Momentan freue ich mich einfach nur, dass es mit diesem Modell doch wieder vorangeht.

Verena Sommer 2014, das Exklusivmodell

Wer die “Verena” Sommerausgabe 2014 liest und zusätzlich bei Ravelry angemeldet ist, müsste drüber gestolpert sein: Der diesquartärliche Exklusiv-Entwurf, ein Modell von Anna(-)Maria Busch (ob mit oder ohne Bindestrich, darüber konnte die Verena-Redaktion offenbar keinen Konsens erzielen und verwendete deshalb in ihren Texten beide Varianten) ist eine Variation des “Paris Sweater”. Letzterer wird glatt rechts der Länge nach gearbeitet, während Frau Busch quer und in einem Fallmaschenmuster strickt, und natürlich variieren die Maße ein wenig. Aber die Grundidee ist dieselbe: Ein langes Rechteck wird gefaltet und an strategischen Stellen zusammengenäht, dann kommen hier und da ein paar Bündchenmaschen dran, und fertig ist das Exklusivmodell.

Verena-Exklusivmodell Sommer 2014
(©OZ-Verlag; Foto stammt aus der Zeitschrift, weil auf der Verena-Vorschauseite leider kein Bild davon zu finden war)

Möglicherweise hätte das Busch-Modell sogar eine erträgliche Passform bzw. einen halbwegs angenehmen Fall, weil das Gestrick durch das Muster sehr locker und hoffentlich fließend wird. Dennoch werde ich es mir verkneifen, es nachzustricken; ein Zwangsjacken-Müllsack-Modell reicht mir. Man muss den selben Fehler kein zweites Mal machen; es gibt noch genügend andere originelle Untragbarkeiten, die man stricken kann.

Etwas fürs Baby

Wie ich Anfang des Jahres bereits erwähnte, gibt es diversen Nachwuchs im Kreis meiner Kollegen. Und für eines dieser Kinder, einen kleinen Jungen, der Ende Mai erwartet wird, wurde kürzlich ein “Ulina”-Jäckchen (Ravelry-Link) fertig. So sieht es aus:

Ulina-Jacke

Ich habe Reste von Wollmeise “Pure” verarbeitet, ein gedämpftes Mittelblau (vermutlich Moses WD), ein Rest Olio Vergine (das ist das Ockergelb) und etwas namenloses Dunkelrotes, das beim Stricken meines “1Sleeved” übrig geblieben war, insgesamt etwa 160 Gramm. Die Knöpfe haben übrigens die Form kleiner Schildkröten.

Eigentlich sind diese Jacken recht flott gestrickt, aber diesmal habe ich mit sechs Wochen relativ viel Zeit dafür benötigt. Weshalb es so lange gedauert hat, weiß ich auch nicht genau. Ich war in den letzten Wochen meistens müde und erschöpft und konnte mich nicht aufraffen, die Stricknadeln zur Hand zu nehmen. Nun hoffe ich, dass meine Strick-Unlust wieder vergeht und ich etwas produktiver werde.