Shleeves

Das Modell Shleeves ist ein Mittelding aus Tuch und Jäckchen, nicht schwierig zu stricken, aber mit Pfiff. Ich stieß zufällig im Juni darauf, als es gerade herabgesetzt war, und dann hatte ich das Glück, die Anleitung von einer lieben Bekannten im Zuge eines Tauschgeschäfts via Ravelry geschenkt zu bekommen.

Seit nunmehr fast zwei Monaten stricke ich dieses Modell aus “Merisa Lace”, einem dünnen Merinogarn von der Wollerey. Mal geht es schneller, mal langsamer, je nach meiner verfügbaren Zeit. Beim letzten Stricktreff vor zehn Tagen hatte ich es dabei, als gerade die Armlöcher an der Reihe waren. Das bot ein spannendes und hochwissenschaftliches Gesprächsthema. In unserer Runde kamen wir nämlich zu dem Schluss, dass ein gewöhnliches Loch auf der Erde, egal ob ein Armloch, ein Loch in der Socke oder eines in anderen Materialien, ziemlich genau das Gegenteil eines Schwarzen Lochs im Universum ist: Schwarze Löcher sind viel Masse mit Leere um sich herum; Löcher auf der Erde hingegen enthalten hauptsächlich relative Leere und haben Masse drumherum. Ein weiteres spannendes Thema dieses Abends war das Katzen-Butterbrot-Paradoxon. Sage da noch jemand, ein Stricktreffen sei ein langweiliges Event für geistig minderbemittelte alte Damen!

Shleeves, mit Beginn des Lochmusters

Aber zurück zu “Shleeves”. Man hat es hier im Laufe der Zeit (und der Reihen) mit sehr vielen Maschen zu tun; und wenn jemand so zählfaul ist wie ich, dann merkt er oder sie nicht, dass da eventuell zwei Maschen zuviel auf den Nadeln sind, aus welchen Gründen auch immer. Deshalb passte die erste Reihe des Lochmusters nicht richtig. Tatsächlich strickte ich sie insgesamt dreimal, weil ich auch beim zweiten Versuch noch nicht auf die Idee kam, dass meine Maschenzahl vielleicht fehlerhaft sein könnte. Nachdem ich das endlich gemerkt hatte, verstaute ich die beiden überzähligen Maschen mittels Zusammenstricken nach den Zunahmen am Reihenanfang und vor den Zunahmen am Reihenende. Außerdem markierte ich vorsichtshalber die einzelnen Rapporte, um nicht wieder aus dem Tritt zu geraten. Bisher helfen meine Vorsichtsmaßnahmen.

Die nächste Ulina

Im September wird im Kollegenkreis wieder einmal ein kleines Mädchen-Baby erwartet. Und natürlich braucht das Kind, wenn es auf den Herbst zugeht, etwas Warmes zum Anziehen. Hier ist also Ulina Nr. 11, sofern ich mich nicht verzählt habe; es könnten auch schon mehr gewesen sein.

Babyjacke Ulina, die vermutlich elfte

Gestrickt aus lauter Resten, insgesamt etwa 175 Gramm: Ein älterer Rest Schoeller “Menuett” (100 % Schurwolle, die Lauflänge müsste bei etwa 330 m auf 100 g liegen) in Dunkelrot, ein nicht ganz so alter Rest Madelinetosh “80/10/10 Fingering” in Farbe Whippoorwill (blassgrün-meliert) und eine kleine Menge Wollmeise Pure in Farbe “Oh Tannenbaum” (dunkelgrün). Es war ein wenig herausfordernd, die Mengen so in halbwegs gleichmäßigen Streifen zu verteilen, dass es reichte und außerdem noch möglichst gut aussah. Vom blassgrünen Garn hatte ich am meisten, deshalb wurden daraus die breiten Streifen. Vom dunklen Grün hätte ich auch ziemlich viel gehabt, aber mir gefiel es als schmaler Trennstreifen am besten. Für die Halsblende war dann leider nicht mehr genügend rotes Garn vorhanden, deshalb strickte ich sie im hellen Grün. Es sieht damit trotzdem gut aus. Die Knöpfe sind ganz schlicht dunkelgrün, damit sie sich sowohl vom Rot als auch vom Blassgrün gut abheben.

Beim Verteilen der Farben und Reste ist es vielleicht hilfreich zu wissen, dass jede Jackenhälfte vom Anschlag an der Körpermitte bis zum Abketten am Ärmel aus 83 Rippen besteht. Bei dieser Version beträgt der Streifen-Rapport 10 Rippen (3 rot, 1 dunkelgrün, 5 hellgrün, 1 dunkelgrün) und endet mit 3 Rippen in Rot. Einen Nachteil bei solchen Streifenmustern möchte ich übrigens nicht unerwähnt lassen: Man hat ziemlich viele Fäden zu vernähen.

Feine Apfeltorte

Eigentlich ist es für Apfelkuchen jeglicher Art noch etwas zu früh im Jahr. Für meinen Geschmack sind Äpfel Herbst- und Winter-Obst; die Zeit für Apfelkuchen beginnt frühestens im September und endet, wenn die letzten Lageräpfel verbraucht sind. Da ich aber letztes Wochenende von meinen freundlichen Nachbarn eine größere Charge früher, sehr kleiner Äpfel geschenkt bekam, bot es sich an, daraus etwas Feines für den Nachmittagskaffee zu improvisieren. Und damit ich nicht vergesse, wie ich das gemacht habe, notiere ich hier, auf mehrfachen Wunsch eines einzelnen Herrn, meine Rezeptur.

Füllung:
500 g selbst gekochtes Apfelkompott, nach persönlichem Geschmack gesüßt,
Saft und Schale einer kleinen Zitrone,
nach Wunsch eine Handvoll Rosinen.

Teig:
220 g Mehl,
80 g Zucker
140 g Butter in Flöckchen
1 Ei, 1 Eiweiß (das sonst vom Bestreich-Eigelb übrig geblieben wäre)
etwas Butter zum Einfetten der Form (Quiche-Form, 24 cm Durchmesser)

Zum Bestreichen:
1 Eigelb, verquirlt mit
2 Esslöffel Milch oder Sahne

Die Zutaten für die Füllung verrühren.
Aus den Zutaten für den Teig schnell mit kalten Händen einen Mürbeteig zusammenkneten. Nur so lange kneten, bis der Teig gerade zusammenhält. Zu langes Kneten lässt das Mehl quellen, dadurch würde der Teig hart und zäh.
Dann ein Drittel des Teigs in den Kühlschrank geben. Mit den übrigen zwei Dritteln (die man vorher ebenfalls noch kühlen kann) die gefettete Form auslegen, dabei einen kleinen Rand hochziehen. Den Boden mit einer Gabel mehrfach einstechen, mit Pergamentpapier bedecken und mit getrockneten Bohnen, Erbsen oder ähnlichem belegen, damit er nicht zu stark aufgeht. Auf dem Bild seht ihr meine Keramik-Back-Bohnen. Die sind sehr praktisch, man kann sie nämlich nach Gebrauch in einem kleinen Netz in der Spülmaschine reinigen. Mit echten getrockneten Hülsenfrüchten ist das schwierig.

Boden der Apfeltorte, ungebacken

Den Boden bei etwa 180 Grad (Umluft) etwa 15 Minuten vorbacken. Dann die Hitze reduzieren auf 160 Grad.
Die Bohnen und das Papier entfernen und die Füllung gleichmäßig auf dem vorgebackenen Teig verteilen.
Das verbliebene Teig-Drittel dünn ausrollen und schmale Streifen ausradeln (oder schneiden, wenn Ihr kein Rollrädchen mit Wellenrand habt). Die Streifen in einem Gittermuster über die Füllung legen und mit verquirltem Eigelb bestreichen.
Die Torte nochmals etwa 30-40 Minuten backen, bis der Rand und die Streifen durchgebacken, aber noch nicht zu dunkel geworden sind. Auskühlen lassen und in zwölf Stücke schneiden. Nach Belieben mit oder ohne Schlagsahne servieren.

fertige Apfeltorte

Es schmeckte übrigens göttlich. 🙂 Die abgeriebene Zitronenschale verleiht der Füllung eine frische, sommerliche Note und macht damit auch einen Apfelkuchen tauglich für heiße Tage.