Es wird ja vor allem in intellektuell angehauchten Strick-Kreisen gern über die “Sabrina” gelästert. Manche finden sie trutschig, manche sagen dazu uninspiriert, manche meinen, langweilig sei der richtige Ausdruck. Ich finde sie eigentlich gar nicht so schlimm. Viele Modelle stehen den angeblich so genialen US-amerikanischen Schöpfungen kaum nach, haben aber erfreulich kürzere Anleitungen. Deutlich kürzer. Was in einer US-Anleitung über drei Seiten geht, das handelt die “Sabrina” auf weniger als einer Viertelseite knapp und dennoch verständlich (für mich jedenfalls) ab. Ja, ich mag kurze Anleitungen mit Strickschrift und Schnittschema.
Durch eines zeichnet die “Sabrina” sich allerdings nicht aus: Anleitungen zum Maschinestricken. Umso überraschter war ich, im April-Heft das Modell Nr. 8 zu entdecken. Ein erster schneller Blick enthüllte: Das Ding hat keine Rippenbündchen, also ein klassischer Fall für die Einbett-Strickmaschine. Die Maschenprobe für das relativ dünne Garn deutet auf den Grobstricker. Der Schnitt ist extrem simpel, mit möglichst wenig Formgebung. Und die Stricktechnik mit den Umschlägen über fünf Reihen ist für Handstricker nicht nur ungewöhnlich, sondern auch ungewöhnlich schlecht zu stricken. Eine Handstrickerin würde hier eher tiefgestochene Maschen arbeiten, weil die gleichmäßiger werden.
Das alles waren für mich beste Voraussetzungen, das Modell auf der Strickmaschine nachzuarbeiten. Und das ist wunderbar gelungen, ausnahmsweise mal ohne Pannen und gefallene Maschen.

Natürlich verwendete ich nicht das Originalgarn, sondern ein etwa zwanzig Jahre altes aus meinem Vorrat: 450 g Schewe Damasco (100 % Baumwolle, 280 m/100 g) in Kakaobraun habe ich mit MW 1 auf dem Grobstricker verstrickt. Meine Maschenprobe wich etwas ab, und die Maße der Schnittteile habe ich auch ein wenig angepasst.
Im Original sollen alle Kanten umhäkelt werden. Stattdessen strickte ich überall fünf Reihen kraus mit der Hand an. Um möglichst wenig Fadenenden vernähen zu müssen, startete ich alle Teile mit Webanschlag und sechs Reihen glatt rechts, dann kam eine Reihe Nylonfaden, und dann begann ich erst mit dem eigentlichen Teil. Die nach unten zeigenden Schlaufen der ersten Reihe nahm ich dann auf eine Stricknadel, löste den Nylonfaden heraus und konnte dann mit dem anhängenden Garn wunderbar meine Krausreihen stricken.
Den Halsausschnitt arbeitete ich wie gewohnt mit verkürzten Reihen, schloss dann eine Schulternaht und strickte die Kraus-Blende von Hand an.