Die verstrickte Dienstagsfrage 25/2009

Das Wollschaf fragt:
Nach welchen Kriterien wählt Ihr Eure Projekte aus? Nach dem Garn in Euren Vorräten?
Nach den Lücken im Kleiderschrank (wenn z.B. ein warmer Pullover für den Winter fehlt)?
Nach der Popularität (z.B. bevorzugt Knitalongs)?
Weil die Stricktechnik oder der Schnitt spannend aussieht?
Um eine neue Technik zu lernen?
Weil es ein Modell von Eurem bevorzugten Designer ist?

Oh, heute ist es eine Frage von mir. 🙂
Ich wähle meine Strickprojekte hauptsächlich nach meinen Garnvorräten und nach den Lücken im Kleiderschrank, wobei das nicht unbedingt mein eigener Schrank sein muss. Einige Verwandte und Bekannte wissen nämlich durchaus zu schätzen, was ich stricke.
Nach Popularität gehe ich nie; es kommt aber vor, dass ich bestimmte Sachen mehrmals nacharbeite, wenn sie sich bewährt haben. So war es beispielsweise mit den “Baby Surprise Jackets”, von denen ich mittlerweile vier gestrickt habe.
Eine interessante Stricktechnik oder einen ebensolchen Schnitt finde ich zwar mitunter verlockend, aber Brauch- und Tragbarkeit haben Vorrang. Ich investiere ungern viele Stunden in ein untragbares Etwas.
Von welchem Designer ein Entwurf ist, spielt für mich keine Rolle. Wenn ich nach fertigen Anleitungen stricke, dann zählt für mich nur, ob mir das Modell gefällt und ob es in meine Garderobe passt. Vieles entwerfe ich ohnehin selbst, und ich habe keine Bedenken, eine Anleitung zu modifizieren, wenn mir etwas daran nicht zusagt.

Passt wie angegossen – Fits like a glove

“Vivian” ist fertig, gewaschen, getrocknet und passt. Zum größten Teil jedenfalls. Die Ärmel sind leider 10 cm zu lang. Ein kompletter Mustersatz weniger wäre besser und für mich ausreichend gewesen, obwohl ich nun wirklich keine extrem kurzen Ärmchen habe. Die Ärmelweite im Oberarmbereich ist reichlich, die zusätzliche Zunahme wäre gar nicht nötig gewesen. Die Kapuze ist sehr eng und wird deshalb nur zur Dekoration dienen.
Heute habe ich in einem der beiden mir bekannten örtlichen Wollgeschäfte einen Reißverschluss gekauft. Mit dem Verkäufer, einem sehr sachkundigen älteren Herrn, beratschlagte ich, ob wohl 50 oder 55 cm Länge besser wäre. Wir entschieden uns für 50 cm, weil es nicht tragisch ist, wenn der Reißverschluss nicht bis ganz an meine Kehle reicht. Fürs Einnähen hatte ich noch keine Zeit, weil ich die vergangenen beiden Tage weitgehend damit verbracht habe, ein fünf-Gänge-Menü vorzubereiten. Dazu schreibe ich demnächst mehr.
Hier sind ein paar Bilder der Jacke.

Vivian, Vorderteil / front

Vivian, Rückenteil / back

Vivian, Kapuze / hood

“Vivian” is finished, washed, dried, and it fits. At least for the most part of it. The sleeves are about 4 in too long, unfortunately. A whole repeat less would have been better and sufficient for me, although I really don’t suffer from extremely short arms. The upper sleeve width is ample, my additional increases would not have been necessary. The hood is very tight and therefore will only serve for decorative purposes.
Today I went to one of the two local yarn shops I know here to buy a zip. The shop owner, a very competent elderly gentleman, helped me decide which zip length to choose, either 55 or 50 cms. We decided on 50 cm because it is no big deal if the zip ends somewhat below my throat. So far I had no time to sew it in because I spent the last two days to a large extent preparing a five course meal.
Above are some pictures of the jacket.

Die verstrickte Dienstagsfrage 24/2009

Das Wollschaf fragt:
Habt ihr ein Lieblingsgarn? Wenn ja, welches und warum?
Vielen Dank an Tanja für die heutige Frage!

Eines meiner Lieblingsgarne war früher Stahlsche Wolle “Skyline”, eine reine Schurwolle mit einer Lauflänge von 150 m auf 50 g. Damit habe ich um die zwanzig Pullover gestrickt. Leider ist es schon seit langem nicht mehr erhältlich.
Davon abgesehen habe ich zur Zeit kein Lieblingsgarn im eigentlichen Sinne. Mir ist in erster Linie wichtig, dass ein Garn zum Projekt passt.
Allerdings gibt es Garne, die ich nur ungern verstricken würde, weil ich sie schwer (manche Baumwoll- und Seidenqualitäten), albern (Fransen- und Bommelgarne) oder unangenehm auf der Haut (superweiche Mikrofasern) finde. Auch “Scrumptious Chunky” von Fyberspates, das ich gerade zur “Vivian” verarbeite, hätte keine Chance, mein Lieblingsgarn zu werden, obwohl es für die Jacke prima geeignet ist. Es ist recht gewichtig, und es lässt sich schlecht verstricken, weil es sich leicht spaltet.

Noch 20 Reihen – 20 rows left

Bei der Jacke “Vivian” bin ich inzwischen an der Kapuze angelangt. Insgesamt müssen dafür 63 Reihen gestrickt werden, und gestern abend bin ich bis Reihe 43 gekommen.
Im oberen Bereich der Kapuze erwartet mich nochmals eine Unklarheit in der Anleitung. Ich habe bisher nicht herausfinden können, ob die Abnahmen nur innerhalb des Perlmusters oder unter Einbeziehung der benachbarten Maschen erfolgen sollen. Je nachdem verändert sich der Sitz am Scheitel etwas.
Am Ende müssen noch diverse Fäden vernäht und ein Reißverschluss beschafft und eingenäht werden.

With the “Vivian” jacket I’ve meanwhile reached the hood. There are 63 rows to be worked altogether, and last night I got to row 43.
In the upper part of the hood there’s still a small obstacle in the instructions. So far I was unable to find out whether the decreases are only to take place inside the seed stitch panel or by including the cable stitches next to the seed stitch panel. Depending on this, the fit of the hood will change slightly.
At the very end there will be several threads to be finished, and a zip must be bought and sewn in.

Das war ja einfach! – That was an easy one!

Die erste Schulterpasse der “Vivian”-Jacke ist fertig. Ich hatte zunächst großen Respekt davor, aber dann erwies sich das Ganze als sehr durchdacht konstruiert, es ließ sich mühelos stricken und sieht gut aus. Echte Nähte gibt es hier nicht, nur zusammengestrickte Maschen. Die muss man möglichst fest stricken.

Auf dem Bild kann man vielleicht erkennen, dass ich den Verlauf der Verkreuzungen an einigen Stellen abgeändert habe. Ich mag es lieber, wenn die Maschen immer schön abwechselnd eins drunter, eins drüber gehen und wenn nicht immer nur in eine Richtung verkreuzt wird. Zum Glück kann man Zopfmuster ja stricken, wie sie einem gefallen.

Vivian, Schulter / shoulder

The first shoulder of the “Vivian” jacket is finished. At first I was a bit concerned about how to do it, but then it proved to be very cleverly thought out. It was easy to knit and looks good. There are no sewn seams here, only stitches knit together. They should be worked quite tight.

Can you see that in some places I changed the direction of the stitches crossed? I prefer the stitches going over and under in turn, as opposed to crossing them always in the same direction. Luckily, cable patterns can be knit as you like them.

Humbug

Vom Stückwerk aus Artesano “Hummingbird” und Filatura di Crosa “Mohair Lungo” hatte ich ja schon mal geschrieben. Inzwischen sind alle “großen” Teile fertig gestrickt, es fehlen noch ein Verbindungsstreifen, sämtliche Bündchen und Blenden und natürlich das Zusammennähen. Hier ist ein Bild vom Rückenteil, provisorisch gespannt, damit man auch etwas erkennen kann.

Humbug, Artesano “Hummingbird” + Filatura di Crosa “Mohair Lungo”

I already mentioned the patchwork sweater made of Artesano “Hummingbird” and Filatura di Crosa “Mohair Lungo”. Meanwhile all “large” pieces are knit. One of the connecting strips as well as welts, cuffs and neckband are still missing. Here’s a photo of the back, provisionally blocked so you get an impression.

Freie Marktwirtschaft

In der Stadt, in der ich lebe, findet viermal wöchentlich Markt statt, unter anderem am Freitag und am Samstag. Am Freitag sind allerdings deutlich weniger Händler da als am Samstag.
Mit den Marktzeiten nimmt man es nicht so genau, deshalb konnte ich beispielsweise gestern am späten Nachmittag an einem Stand noch frische Erdbeeren kaufen, das Pfund für 2,50 Euro, und weil ich zwei Pfund nahm, kostete es 4 Euro.
Auch heute vormittag ging ich zum Markt, um noch einige Zutaten fürs Wochenende zu kaufen. Derselbe Händler wie gestern hatte auch heute Erdbeeren im Angebot. Heute kostete das Pfund allerdings 2,80 Euro und für zwei Pfund hätte ich 5 Euro bezahlen müssen. Ich staunte nicht schlecht. Klar, am Samstag gibt es mehr Kunden, da kann man mit höheren Preisen mehr verdienen. Aber soviel wollte ich nicht ausgeben. An einem anderen Stand bekam ich einen Korb mit 2 kg Erdbeeren für 6 Euro. Die Verkäuferin fragte mich, ob ich nicht gleich zwei Körbchen (also 4 kg) zum Preis von 10 Euro kaufen wollte, aber das war mir doch zuviel, von der Schlepperei ganz abgesehen.
Unter den 2 kg waren natürlich einige Beeren, die nicht mehr ganz in Ordnung waren. Aber die Ware insgesamt ist schön reif und schmeckt noch besser als die, die ich gestern gekauft hatte.

Die verstrickte Dienstagsfrage 22/2009

Das Wollschaf fragt:
Wie alt ist Euer ältestes UFO? Was hält Euch Euch davon ab, es fertigzustellen?
Herzlichen Dank an Kerstin (huch, das bin ich) für die heutige Frage!

Zeit für ein Geständnis. Leute, haltet Euch fest.
Mein ältestes UFO ist vom Juli 1996. Es handelt sich um eine Jacke mit Zopfmuster und Taschen, mit der Maschine gestrickt aus einer edlen Schurwoll-Seiden-Mischung, 70 % Schurwolle, 30 % Seide, Lauflänge 140 m auf 50 g. Gedacht war die Jacke für meine Schwester. Und der Grund, weshalb es nicht fertig wurde: Ich musste zwischendurch eine Strickpause einlegen und wusste irgendwann nicht mehr, wie ich das eine Vorderteil gestrickt hatte, um das andere gegengleich zu stricken. Erschwerend kam hinzu, dass mit den Jahren die Mode wechselte. Gerade angesetzte Ärmel finde ich nicht mehr schön, sie sitzen auch nicht so gut.

Zopfmuster aus Wolle-Seide-Gemisch

Da es doch ein wenig schade um das schöne Garn ist, sollte ich vielleicht die bisher gestrickten Teile aufribbeln, glätten und etwas anderes daraus machen. Immerhin sind keine Motten drangegangen, es ist alles noch in Ordnung. Vielleicht reichen auch die noch unverstrickten 550 Gramm, die ich ganz vergessen hatte, für ein anderes Modell.

Der Kampf mit der Passe – Fighting with the yoke

Bei der Jacke “Vivian” habe ich mittlerweile Ärmel und Leibteile auf einer Nadel vereint und stricke eifrig die Abnahmen für die Passe. Leider ist die Anleitung hier ein wenig unklar. Wenn man sich exakt nach den Angaben richtet, endet man mit zuwenig Maschen am linken Vorderteil und einem verschobenen Muster. Glücklicherweise bin ich nicht die erste Strickerin, die hier kurz vorm Verzweifeln war; in der Vivian-KAL-group (Ravelry-Link) findet sich ein Hinweis der Designerin, dass die Abnahmen ab Reihe 128 nur die Ärmelmaschen betreffen.

For the “Vivian” jacket, I have joined the sleeves and body stitches onto one needle and am eagerly knitting the yoke decreases. Unfortunately the instructions are a bit nebulous. If you follow them exactly, you end with insufficient stitches on the left front and a shifted pattern. I was lucky in that I was not the first knitter at the brink of despair at this point; in the Vivian KAL group (Ravelry link) the designer points out that the decreases from row 128 on only affect the sleeve stitches.

Mangelwirtschaft – scarcity

Im Kühlregal des Supermarktes sah ich heute geschätzte 500 verschiedene Sorten Joghurt: schlicht, mit Früchten, mit Schokolade, mit Nüssen, mit zusammengepappten Kuchenabfällen, billig, kostspielig, für Kinder, für Senioren (wo bleibt die Varietät fürs premiumproduktgefütterte Haustier?), zum Trinken, zum Löffeln, schnittfest, biologisch oder auch praktisch ganz ohne Fett.
Crème double hingegen (40 % Fett) gab’s gar nicht. So werde ich also die für Sonntag geplanten Tagliatelle mit grünem Spargel und Parmaschinken mit schnöder Crème fraîche zubereiten.

In the dairy cases of the supermarket I saw today what I thought might be 500 different kinds of yogurts: plain, with fruit, with chocolate, with nuts, with cake crumb oddments, cheap, expensive, for children, for senior citizens (where’s the variety for premium product fed pets?), to drink, to spoon, cuttable, organic or practically without any grease.
Crème double however (40% fat content) was not available at all. So I’ll have to prepare the tagliatelle with green asparagus and Parma ham planned for Sunday with simple crème fraîche.