…wenn’s auch kompliziert geht? Diesen Wahlspruch meines letzten Mathematiklehrers habe ich mir bei meinem aktuellen Projekt zu Herzen genommen.
Vor zehn Tagen hatte ich bereits über die Probleme geschrieben, die mit gefachtem Garn auftreten können. Die Schlaufenbildung war natürlich nur eine Kleinigkeit. Schlimmer geht’s immer.
Dazu muss ich erst einmal erläutern, was ich da gerade in Arbeit habe. Es ist das Tuch „Lanna“ aus Birgit Freyers Adventskalender von 2019. Auch das Garn, das ich verwende, ist von ihr. Der Hauptteil des Tuchs wird mit gefachtem Garn gestrickt, und einer der Fäden hatte, wie erwähnt, die Tendenz, sich in die Länge zu ziehen. Danach folgt eine Lochmusterbordüre aus einer hauchzarten Kidmohair-Mischung.
Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass der große Bereich in glatt rechts mir zu langweilig war. Deshalb baute ich ein paar krause Lochmusterreihen ein. Das war nicht kompliziert. Aber dann kam die Bordüre in Kidmohair.
Ich finde ja, der untere Rand eines Tuchs sollte genügend Gewicht haben, um einen schönen Fall zu garantieren. Mit dem superdünnen Kidmohair ist das aber nicht machbar. Es ist so leicht, dass es fast von allein schwebt. Folglich überlegte ich mir eine Möglichkeit, es zu beschweren: Man strickt Perlen ein, die bilden den nötigen Ballast.
Natürlich hatte ich keine einzige blaue Perle. Aber es gibt ja genügend Onlineshops, die etwas Geeignetes im Angebot haben. Meine Wahl fiel auf Rocailles in Größe 8, d.h. acht Perlen nebeneinander ergeben ungefähr einen Zoll. Rocailles in Größe 6 sind mir zu groß und zu schwer, und Größe 11 ist mir zu winzig.
Als nächstes musste ich über die Platzierung der Perlen im Gestrick entscheiden. Bei der Gelegenheit fand ich heraus, dass sie sich nur ungern, am liebsten aber gar nicht über zwei zusammenzustrickende Maschen ziehen ließen. Das schränkte meine Möglichkeiten deutlich ein. Letztlich tröstete ich mich damit, dass es egal ist, wo genau die Perlen sitzen. Hauptsache, sie sind überhaupt irgendwo zum Rand hin drin, um für das nötige Gewicht zu sorgen.
Das Tuch ist immer noch nicht beendet. Es fehlen noch viereinhalb Reihen mit jeweils etwa 450 Maschen, wobei ich pro Rapport von acht Maschen eine bis vier Perlen einstricken will. Und diese Aufgabe, verbunden mit dem hauchdünnen, fusseligen Garn, ist wirklich etwas für Masochisten. Hoffentlich werde ich noch dieses Jahr damit fertig. Und hoffentlich ergibt sich nach all der Mühe tatsächlich die Wirkung, die ich mir wünsche.