Wolle und Waschen

Viele Menschen schrecken vor Kleidung aus Wolle und besonderen Garnen wie Alpaka, Angora oder Seide zurück, weil sie den Aufwand einer Wäsche von Hand scheuen und Angst haben, das gute gestrickte Stück (erst recht, wenn’s ein Geschenk war) in der Waschmaschine zu ruinieren. Heute möchte ich deshalb eine Lanze für die Waschmaschine brechen.

Das Waschprogramm

Praktisch alle modernen Waschmaschinen haben ein spezielles Programm für Wolle, selbst meine eigene, die schon ziemlich alt ist. Sie wurde bereits 1996 angeschafft, ist also längst volljährig und steht mir seither mit ihrem Wollprogramm zur Seite.

Man darf das Wollprogramm allerdings nicht verwechseln mit dem für „pflegeleicht“ oder „Fein“. Pflegeleicht bedeutet, dass der Waschgang verkürzt ist, und bei Feinwäsche wird mit mehr Wasser gewaschen. Beides soll die Fasern schonen.

Beim Wollwaschgang kommt noch etwas hinzu: Die Wäsche wird in der Maschine kaum bewegt. Starke Bewegung, vor allem in Form von Reibung, ist etwas, das Wolle überhaupt nicht mag; sie verfilzt dann. Deshalb kann das unvorsichtige Waschen von Hand bei Wollsachen sogar mehr Schaden anrichten als das sanfte Schaukeln in der Waschmaschine.

Das Waschmittel

Bitte nur ein echtes, spezielles Wollwaschmittel verwenden! Wolle und Seide bestehen, wie auch menschliches Haar, aus Proteinen, also Eiweißstoffen. Die üblichen normalen Waschmittel enthalten aber fast immer Enzyme, mit denen Eiweiße gelöst und eiweißhaltige Flecken beseitigt werden. Mit diesen Mitteln macht man Woll- und Seidenfasern also tatsächlich kaputt. Spezielle Wollwaschmittel hingegen enthalten keine Stoffe, die Eiweiße lösen können und sind deshalb sicher für unsere wertvollen Materialien. Und im Wollwaschgang wird besonders gründlich und schonend gespült, damit keine Waschmittelrückstände in den Kleidungsstücken verbleiben.

Ein Hinweis zum Schleudern

Man liest gelegentlich, dass Wolle tropfnass in Handtücher eingerollt werden soll, um die Feuchtigkeit zu entfernen. Das wurde wahrscheinlich früher so gemacht, als man die Wäsche noch von Hand gewrungen hat, was wegen der bereits erwähnten Reibung schädlich für Wolle ist. Wasser ist schwer, und besonders größere klatschnasse Teile aus Wolle verziehen sich schnell. Deshalb versuchte man, auf diese Weise möglichst viel Wasser zu entfernen. Heute kann man sich diese Mühe sparen, wenn man die Wollsachen bei höchster Umdrehung schleudert.

Bei höchster Umdrehung?

Ja, tatsächlich. Damit wird nämlich sichergestellt, dass möglichst viel Wasser quasi „reibungslos“ aus den Teilen entfernt wird. Die Wäsche wird lediglich fest gegen die Trommel der Waschmaschine gepresst, während die Zentrifugalkraft das Wasser hinausdrückt. Je weniger Wasser im Kleidungsstück zurückbleibt, desto schneller trocknet es und desto weniger Chancen hat es, sich zu verziehen.

Das Trocknen

Wolle möchte liegend und bitte nicht in direktem Sonnenlicht trocknen. Bitte gebt eure Wollsachen auch nicht in den Wäschetrockner, außer ihr habt die Möglichkeit, sie dort tatsächlich liegend und unbewegt (z.B. auf einem Gestell wie im Bild unten) bei sanfter Temperatur zu trocknen.

Mein Trockner hat dafür sogar ein extra Wollprogramm, das ich allerdings kaum je genutzt habe. Am besten ist ein luftig aufgestellter Wäscheständer, auf dem man die Wollsachen ausbreiten kann.

Was noch?

Man muss Wollkleidung nicht nach jedem Tragen waschen. Ich gebe zu, dass ich meine Socken täglich wechsle und sie nach einmaligem Tragen in den Wäschekorb wandern, aber für meine Oberbekleidung gilt das nicht. Selbst wenn ein wollener Pullover durchgeschwitzt ist und „müffelt“, reicht es meistens, ihn an der frischen Luft gründlich auslüften zu lassen. Diese Fähigkeit zur Regeneration unterscheidet Wolle von Kunstfasern, die auch nach mehreren Wäschen manchmal noch unangenehm riechen.

Man braucht also keine Angst vor Kleidung aus reiner Wolle oder Wollgemischen zu haben. Und je mehr Wollsachen man im Haushalt hat, desto einfacher ist es, eine komplette Ladung für den Wollwaschgang zusammenzubekommen.

3 Gedanken zu „Wolle und Waschen“

  1. ich unterschreibe das alles – und setze einen drauf: neuere Trockner haben ein spezielles Wollsiegel-zertifiziertes Trockenprogramm.
    Die Wollpullover wasche ich tatsächlich auch meist nur einmal pro Saison.

  2. Vielen dank für diesen Artikel!

    Stricken ist mein Beruf und meine Modelle landen grundsätzlich in der Waschmaschine im Wollprogramm und zwar kalt. So vermeide ich jedes Risiko, dass die Waschmaschine vielleicht doch ein wenig von 30° abweicht und durch die Temperaturunterschiede in den Waschgängen das Garn verfilzt.

    Ich hatte noch nie Probleme, dass ein Merinopullover größer, länger oder kleiner nach dem waschen geworden ist, obwohl ich eher locker stricke.

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