Kunstfaserverwirrung

Für Fragen zu Wolle, Garnen, Stricknadeln, Wicklern, Strickumgebung ...
roni
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Kunstfaserverwirrung

Beitrag von roni »

Hallo zusammen,

ich bin reichlich verwirrt, nachdem ich über verschiedene Fasern gelesen habe, :ratlos: und frage mich vor allem:
Warum sind "Babygarne" hauptsächlich (immer?) aus Polyacrylfaser, wo diese doch nicht feuchtigkeitsregulierend sind und elektrostatisch aufladen?
Dann lese ich, dass Wolle aus Microfaser atmungsaktiv ist. Suche ich nach "Microfaserwolle" steht auf der Banderole "Polyacryl".

Jetzt frage ich mich: Was ist das Beste für's Kind? Schwitzen und Haare-zu-Berge kann es doch nicht sein, oder?

Freue mich auf eure Entwirrungen :-)
Herzliche Grüße
Roswitha :strick: Heute strick' ich, morgen putz' ich. :mrgreen:
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Michaela »

Babywolle soll in erster Linie die Eltern entlasten, das Stichwort ist "pflegeleicht". Rein in die Waschmaschine, schleudern und das Zeug ist fast schon trocken.
Dann braucht man sich nur die Farbpalette anschauen: alles in Pastell oder "babyfreundlichen" Farben. Wobei dem Baby das wurscht ist, es wird also ein Klischee bedient, was Babyfarben zu sein haben.
Dann sind Babygarne weich im Griff, um die zarte Haut nicht zu irritieren.
Noch ein Argument ist: die junge Generation stürzt sich auf alles, was "tierfrei" im weitesten Sinne ist. Das kann man nur mit Baumwolle oder Poly substituieren.

Wenn ich nun zugebe, dass unser Kind lange Kleidung aus unbehandelter Schafwolle getragen hat, oft noch von anderen Kindern davor getragen (und von etlichen danach), werde ich bestimmt der Kindesmisshandlung bezichtigt.
Der Kinderpopo sah höchst selten mal Pampers, sondern Stoffwindeln mit Wollüberhose.
Ich hatte nicht den Eindruck, dass dies Mehrarbeit bedeutete.

Also ich würde alles, was sich Babygarn nennt, ignorieren.
Viele Grüße - Michaela
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Hummelbrummel »

Bei solchen Warenanpreisungen wird der Begriff "Wolle" synonym für "Garn" verwendet, nicht für das Material.
Man geht da wohl davon aus, dass "Garn" bei der breiten Masse potentielle KäuferInnen nicht die Assoziation von "will ich für mein Baby stricken" weckt, deshalb der an sich falsche Begriff "Wolle", denke ich.

Von meinen drei Kindern habe ich Poly ferngehalten, so gut es ging. (Nicht zuletzt, weil ich persönlich es auch nicht vertragen kann.)

Allerdings habe ich die meisten Sachen für meine Babys damals aus superwash-Wolle gestrickt (filzfrei ausgerüstet, aber 100% Schafwolle, und gibt es auch in weichen Qualitäten).
Die konnten dann einfach so mit in die Waschmaschine. (Da gab es etliche Jäckchen und Pullis, und von meiner Schwiegermutter war für jedes Kind ein Strampelsack mit Kapuze aus "naturbelassener" Schafwolle im Dauereinsatz.)

Damals war ich allerdings im Umgang mit Wolle (Scahfwolle) insgesamt noch nicht so beschlagen wie heute.
Hätte ich damals schon gewusst, dass man auch naturbelassene Schafwolle problemlos schleudern kann, und sie dann binnen kürzester Frist bestens trocknet, dann hätte ich die auch damals schon viel mehr nicht ausgerüstete Schafwolle verwendet.

(Auch die gelegentlich notwendige Wäsche der Wollwindelüberhosen wäre mit diesem Wissen natürlich deutlich leichter gewesen).

Meine Kinder trugen viel Schafwollkleidung, später strickte ich dann Baumwollpullis, die teilweise (durch Leiern) "mitwuchsen". Speziell mein Ältester trug bis in die frühen Teenager-Jahre selbstgestrickte Baumwollpullis am allerliebsten und forderte sie nachgerade ein - was mich dann zur Anschaffung einer Strickmaschine veranlasste, so dass ich hier landete : )

Zu Deiner Frage: Wahrscheinlich wirst Du verschiedene Antworten bekommen, je nachdem, wen Du fragst.
Meiner Meinung nach ist Polyzeug nicht gut fürs Baby.

Und was die Umwelt betrifft: Wenn Vegan heißt, dass die Produkte aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden, bei jeder Wäsche Kunststoff-Abrieb in die Abflussrohre jagen und am Ende ihrer Lebenszeit je nach Ausrüstung (1) Sondermüll sind, dann habe ich da so meine Zweifel, ob der nachwachsende und vollständig biologisch abbaubare Rohstoff Wolle da nicht doch am Ende die für den Erdball und die darau lebenden zu schonenden Tiere die verträglichere Variante sein könnte. (Wobei das alles ja von sehr sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängt ... ist ein weites Feld.)

(1) Als meine Kinder klein waren, waren die Kinderklamotten, die bei bei Aldi und Co angeprieesen wurden, sehr oft mit Teflon ausgerüstet, das in jeder Phase seines Daseins die Umwelt extrem belastet. Nicht nur sowas wie Anoraks, sondern auch Hosen und Sweatshirts, T-Shirts und so. Das fand ich immer sehr schräg, und obendrein völlig unnötig. Das wollte ich auch nicht an meinen Kindern haben. Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht, weil ich es nicht weiter beobachtet habe.
roni
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von roni »

Guten Morgen,

danke euch, für die ausführlichen Antworten, die genau mein ungutes Gefühl bestätigen, dass ich bei dem Thema hatte.
Allerdings habe ich die meisten Sachen für meine Babys damals aus superwash-Wolle gestrickt (filzfrei ausgerüstet, aber 100% Schafwolle, und gibt es auch in weichen Qualitäten).


Dann werde ich für den Großneffen mal danach Ausschau halten, die Qualität gibt es sicher heute auch noch.
Herzliche Grüße
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Mallory
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Mallory »

Was das Thema Veganismus betrifft: Meine Töchter sind beide Veganerinnen, tragen gern Handstrick und haben noch nie einen von mir aus tierischer Wolle gestrickten Pullover zurückgewiesen.
Sie versuchen weitgehend plastikfrei zu leben, tolerieren aber auch Sockenwolle in der üblichen Mischung.
Es gibt da sicher auch unterschiedliche Einstellungen, aber einen Veganer, der keine Wolle vom Schaf oder Kameliden tragen mag, weil es vom Tier ist, und stattdessen Polygarne bevorzugt, würde ich ziemlich schräge nennen ... kenne auch keinen einzigen solchen Vertreter. Entgegen dem verbreiteten Vorurteil sind die Veganer, die ich kenne, alle recht vernünftig.

Grüße von Anna, die auch gern vegan kocht
Michaela
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Re: Kunstfaserverwirrung, jetzt off topic

Beitrag von Michaela »

Ich kenne bedauerlicherweise recht viele Veganer:innen mit schrägen Einstellungen. Meistens aus der Stadt, von Landwirtschaft keine Ahnung, und sie mampfen vagane Dinge, die recht viele Prozesse durchlaufen haben, viele zusätzliche Stoffe beinhalten und "nicht echt" schmecken. Ich arbeite da mit einem ganzen Trupp auf großen Kongressen zusammen.
Für die Belegschaft auf diesen Kongressen wird teilweise ausschließlich vegan gekocht und kein Industriefraß verwendet, für ungefähr 1200 Leute. Die Köch:innen verstehen ihr Handwerk und meine Einwände gegen veganen Käse und seltsame Soßen werden offen aufgenommen. Sie verwenden nahezu ausschließlich Rohstoffe zum Kochen.
Die erstgenannte Gruppe trägt in der Tat Kunstfaserzeug bis hin zu den Schuhen. Sie geben zu, dass man die nach zwei Jahren wegschmeißen kann. Das zum Thema Nachhaltigkeit. Die veganen Snacks sind zuckrig bis zum Abwinken, die Getränke farbig, dass einem die Augen schmerzen. Die Joghurts und Puddinge, die sie essen, verdienen den Namen nicht, die Brotaufstriche scheinen aus dem Chemielabor zu kommen. Ich liebe es, wenn Sebastian Lege Produkte de- und rekonstriuert.
Und: das Flatulenzaufkommen in den Teamsitzungen ist gewaltig und gewaltig stinkend.

Es geht nicht um vegane Ernährungsweise, die wir bestimmt an 4 von 7 Tagen in der Woche auch praktizieren, aus Zutaten, nicht aus Fertigprodukten. Und ich bin vermutlich einer der wenigen europäischen Menschen, die in ihrem ganzen Leben noch keinen Industrieburger einer der Ketten zu sich genommen hat.

Es geht darum, dass Begeisterung ohne Vernunft in Extremismus oder Fanatismus umschlägt.
Die Sorte Veganer:innen lässt sich auf keine Debatte ein, und am besten vermeidet man sie auch. Die Argumente sind so unwiederlegbar, dass man auch mit einer Person im Delir diskutieren kann.
Definitiv gehören die zur Zielgruppe von Babygarn, einfach, weil es keine tierischen Produkte ethält. Wobei: das Garn darf übrigens nur dann als vegan bezeichnet werden, wenn das Label mit einem tierfreien Kleber aufgebracht ist.
Nicht lachen, das ist für die Veganer:innen, die ich kenne, sehr wichtig. Viele Etiketten sind mit einem Gelatinepräparat auf den Behälter aufgebracht, und vegane Etiketten eben nicht.

Ich vermute, eine Debatte über die verschiedenen Arten von Veganismus lässt sich hier nicht führen. Neulich war ich in der Apotheke um für meine Schwiegermutter verschriebenes Selen abzuholen. Die Apothekerin betonte, es sei vegan. Ich sagte, das sei mir nicht wichtig. Vielsagende Blicke der Apothekerinnen untereinander. Die eine sagte, für uns ist Veganismus ein gutes Geschäft, jetzt, weil wir die ganzen Ergänzungsmittel verkaufen, später, weil wir dann die Mittel verkaufen, um die Ernährungsschäden zu beheben. Sie hätten von letzteren schon einige Kund:innen.
Aber das ist ein Bericht, der an anderer Stelle erzählt werden will, oder auch nicht.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Hummelbrummel »

Solche, die wegen Veganismus nur Plastikschuhe tragen, kenne ich auch.

Und von Zeit zu Zeit gebe ich ja mal einen Spinnkurs (Wolle spinnen).
Da hatte ich auch mal drei Freundinnen, die sich zusammen angemeldet hatten, von denen die eine keine tierischen Produkte verspinnen wollte.
Zum Glück habe ich auch noch Wolle von einem mir bekannten Gnadenbrot-Schaf. Darauf konnte sie sich dann mit Ach und Krach einlassen. Baumwolle oder Leinen spinnen ist nämlich definitiv nichts für Anfänger und Kunstfaser handspinnen macht nun wirklich keinen Sinn.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Michaela »

Die vegane Lebensweise ist für einige hervorragend geeignet, für andere weniger und für dritte und weitere gar nicht. Leute mit Insulinresistenz sollten sie meiden.
Gegen die gewählte Ernährungsweise von anderen habe ich nichts einzuwenden. Ich bin nur bestürzt, mit welcher Radikalität und Aggressivität viele Veganer:innen diese Ernährungsform als die einzig seligmachende verteidigen. Da hört es leider nicht auf, auch das Tragen von Plastikklamotten wird fast kriegerisch angewandt.

Ein ökologisches, klimafreundliches Lebenskonzept ist ohne Kompromisse kaum durchzuführen.
Ich besitze noch eine Plastiktüte, da steht HERTIE drauf, und eine IKEA-Tasche. Wir hatten seit 18 Jahren keinen Sperrmüll, weil wir unsere Sachen im Hinblick auf Nachhaltigkeit kaufen.

Aber: ich verstricke auch Plastikgarn, wenn ich es geschenkt bekomme. Es wegzuwerfen würde meiner Einstellung zur Müllvermeidung widersprechen. Wir brauchen unseren 35-l-Eimer nur einmal im Monat rauszustellen, der Komposteimer kommt alle 14 Tage raus, einen gelben Sack füllen wir auch in einem Monat dreiviertel voll.

Ich bin kein Garnsnob. Kaschmir würde ich beispielsweise nie kaufen, weil ich schon vor 30 Jahren gelesen habe, wie Ziegen über fruchtbares Gelände herfallen, das zuvor zur Lebensmittelerzeugung für die Bevölkerung diente, die dann Lebensmittel und Dosenmampf importieren müssen. Kaschmir ist für mich ein verzichtbares Produkt, weil die Gewinnung so gut wie nie GOTS ist. Und ebensowenig würde ich Polygarne kaufen, die die Ökobilanz auf andere Weise negativ beeinflussen. Wobei der Gesamtanteil der Polygarne für den Klimaschaden sicher nicht maßgeblich ist.

Es geht eher um das gesamte Lebenskonzept. Wenn das stimmig ist, schadet weder Veganismus noch zweidreimal pro Woche Tierprodukte oder der Kauf von Polygarn.
Da würde ich den täglichen Konsum von Getränken aus PET-Flaschen, die nach der Abgabe vernichtet werden, oder Fertigmampf (Bringmampf) in der überbordenenden Verpackung höher ansetzen.
Und den unsinnigen Kauf von Kleidung.
Hier habe ich gerade einen Nachhaltigkeitsworkshop vorbereitet. Wenn die Kleidungsproduktion morgen eingestellt würde, könnten wir uns vom vorhandenen noch 15 Jahre kleiden. Wird halt viel Polyzeug dabei sein und Sachen, die man nach dem zweiten Waschen nicht mehr verwenden will oder kann.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Satimi »

Moin zusammen,
ein kurzer Einwurf von mir zum Thema Microfaser und Polyacryl.
Beides sind Chemiefasern, soll heißen, sie basieren auf Erdöl. Sie unterscheiden sich aber in den Trageeigenschaften.
Über Polyacryl brauchen wir nicht zu reden. Das verbinden wir mit schwitzenden Händen beim Stricken und beim Tragen aus ebendieser Faser.
Microfaser hat aber einen anderen Aufbau. Sie hat im Prinzip die Eigenschaften von Seide. Soll heißen, es gibt keine schwitzenden Hände beim Verarbeiten des Garnes und somit auch nicht beim Tragen der fertigen Kleidung. Schweißtropfen werden nach außen abgeleitet, während Wasser von außen abperlt. Das bedeutet, das Gestrick bzw. das Gewebe trocknet relativ schnell. Diesen Effekt machen sich auch die Jacken aus Goretex zunutze.
Es gibt einen Grund, warum bei Microfaser der Zusatz Polyacryl steht. Und der ist letztlich dem Textilkennzeichnungsgesetz geschuldet. Dieses wurde vor einigen Jahren überarbeitet. Darin wird festgelegt, wie die Fasern genannt werden müssen. Auch die Reihenfolge ist vorgeschrieben. Die Faser mit dem höchsten Gewichtsanteil steht an erster Stelle. Ich erinnere mich noch, wie groß der Aufschrei damals war, als diese EU-Verordnung aufkam. Die Shopbetreiber, online wie offline, dürfen z. B. nicht mehr schreiben, dass ein Garn zu 100% aus Merinowolle besteht, sondern es muss das Wort 100% Wolle in der Beschreibung bzw. auf der Banderole stehen. Soweit ich weiß, sind aber Zusätze in Klammern erlaubt, also 100% Wolle (Merino).

@roni: Wenn Du Microfaser nicht verwenden möchtest, dann kannst Du Dich nach Merinowolle superwash umschauen. Das ist eines der weichesten Garne, die ich kenne und für Babykleidung sehr gut geeignet. Superwash deshalb, weil das Garn dann in der Maschine waschbar ist.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von roni »

:danke: Sabine, für die Ergänzung.
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Kerstin
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Kerstin »

Satimi hat geschrieben: So Mär 05, 2023 10:00@roni: Wenn Du Microfaser nicht verwenden möchtest, dann kannst Du Dich nach Merinowolle superwash umschauen. Das ist eines der weichesten Garne, die ich kenne und für Babykleidung sehr gut geeignet. Superwash deshalb, weil das Garn dann in der Maschine waschbar ist.
Aber bitte im Wollwaschgang und mit Wollwaschmittel (oder Shampoo). Normale Waschmittel enthalten nämlich zur Fleckenentfernung Enzyme, die Eiweißstoffe angreifen. Die zerlegen die Wolle.
Mehr dazu: :arrow: https://www.strickforum.de/blog/wolle-und-waschen/

Noch ein paar Gedanken zu Mikrofaser: In verstrickter Form mag ich sie nicht. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass die Faser nicht genau weiß, wo in einem Pullover innen und wo außen ist. Am Ende leitet sie Wasser und Schweiß vielleicht doch ins Innere des Pullovers? Wir stricken ja keine Hinweisschilder ein.

Wolle ist ein nachhaltiger und nachwachsender Rohstoff. Sofern die Tiere artgemäß gehalten und die Faser nicht mit schädlichen Mitteln behandelt/gefärbt wird, verursacht sie zu keiner Zeit Umweltschäden, auch nicht, wenn sie irgendwann verrottet.

Zahlreiche Grüße
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Hummelbrummel »

Was mich betrifft, so sind meine früheren mehrfachen Experimente mit Funktionsbekleidung, die die Feuchtigkeit nach außen leiten sollen, sämtlich gescheitert.

Selbst in teuren Goretex-Jacken bin ich bei normalem Regen innen nässer als außen, und wenn es nicht regnet, sondern nur der Wind pfeift, dann sowieso.
Auch in Schuhen, die so ausgerüstet sind, stehe ich in kürzester Zeit buchstäblich im Wasser.
Also zumindest an meinem Körper funktioniert diese Kleidung aus Microfaser erfahrungsgemäß definitiv nicht.
(Leider, denn für manche Anwendungen fände ich sie durchaus praktisch, und es ist z.B. ausgesprochen schwierig, feste Schuhe ohne Kunstoff - welcher Art auch immer - überhaupt zu bekommen ... )
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Kraut2010 »

Hummelbrummel hat geschrieben: So Mär 05, 2023 18:25 Was mich betrifft, so sind meine früheren mehrfachen Experimente mit Funktionsbekleidung, die die Feuchtigkeit nach außen leiten sollen, sämtlich gescheitert.

Selbst in teuren Goretex-Jacken bin ich bei normalem Regen innen nässer als außen, und wenn es nicht regnet, sondern nur der Wind pfeift, dann sowieso.
Auch in Schuhen, die so ausgerüstet sind, stehe ich in kürzester Zeit buchstäblich im Wasser.
Also zumindest an meinem Körper funktioniert diese Kleidung aus Microfaser erfahrungsgemäß definitiv nicht.
(Leider, denn für manche Anwendungen fände ich sie durchaus praktisch, und es ist z.B. ausgesprochen schwierig, feste Schuhe ohne Kunstoff - welcher Art auch immer - überhaupt zu bekommen ... )
Da kann ich in jedem Punkt unterschreiben. Dachte bisher ich empfinde und spüre das nur so......
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Mallory »

Ich habe mir vor einigen Jahren mal Dogo-Schuhe gekauft, weil mir das Design so gut gefiel. Das sind "vegane" Schuhe, sie brauchen keinerlei Pflege, einfach ab und zu mit einem Tuch abwischen. Ich habe sie stark strapaziert (Waldläufe im Schnee) und sie sind tatsächlich wasserdicht, aber nach drei oder vier Jahren halt auch nicht mehr so schön. Da eben keine Pflege im üblichen Sinn möglich ist, kann man sie auch nicht wie Lederstiefel durch Fett oder andere Pflegemittel wieder "auffrischen".
Meine veganen Töchter kleiden sich fast nur bei Kleiderkreisel u.a. ein und kaufen aus zweiter Hand auch schon mal Lederschuhe, oder neue Schuhe aus recyceltem Leder. Es gibt einfach keinen vernünftigen Ersatz dafür, mir ist jedenfalls keiner bekannt ...

Sorry fürs fortlaufende OT, mich ärgert das echt mit den Schuhen, sie sind nämlich sehr bequem und waren auch mal richtig schön.

lG Anna
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Michaela
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Re: KunstfaserverwirrungOff Topic

Beitrag von Michaela »

Meine veganen Töchter kleiden sich fast nur bei Kleiderkreisel u.a. ein und kaufen aus zweiter Hand auch schon mal Lederschuhe, oder neue Schuhe aus recyceltem Leder. Es gibt einfach keinen vernünftigen Ersatz dafür, mir ist jedenfalls keiner bekannt ...
Ich erinnere mich nicht, wann zuletzt ich für mich neue Kleidung außer Unterwäsche und Pyjamas gekauft habe. Zweimal jährlich ist hier Frauenkleidermarkt mit Gebrauchtwaren, durch Corona unterbrochen.
Die Sachen, die ich habe, sind langlebig und zeitlos und kombinierbar und werden durch Gestricktes ergänzt. Einen Ledermantel, der vom Schnitt her aus den 80-ern stammt, trage ich seit langem. Der Schnitt ermöglicht, dass man viel Platz für Gestricktes drunter hat.
Die letzten Schuhe habe ich 2019 gekauft. Ein paar Schuhe ist schon zum vierten Mal besohlt worden.

Einmal kaufte ich eine vegane Tasche, einen Shopper. Nach drei Jahren klebte das Obermaterial, ich musste die Tasche wegwerfen. Meine eine Ledertasche ist von 1995, die andere von 2001. Einen Rucksack musste ich auch entsorgen, die Nähte sind gerissen und nach zigmal nachnähen hatte ich keine Lust mehr und es gab einen neuen. Auch unkaputtbar ist eine Handtasche von Issey Miyake, die ich einmal geschenkt bekam. Auch aus Kunstfaser, aber sehr hochwertiger.

Natürlich gibt es auch Dinge, wo Kunstfaser unabdingbar ist. Mit meiner Motorradkleidung bin ich durch Dauerregen, Wind und Sonne gefahren und ein paarmal gestürzt. Mittlerweile sind die Sachen völlig ausgeblichen.

Aber um im Topic zu bleiben: Die Jacke aus reiner Kunstfaser habe ich für meine Mutter als Jugendliche in den 70-er Jahren gestrickt. Sie trägt sie heute noch im Garten. Den Reißverschluss habe ich auch selbst eingenäht.
Die Bilder sind von 2012.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von roni »

OT ist kein Problem 😊 vielleicht kann man den Thread dorthin verschieben.

Ich finde es sehr bereichernd zu erfahren, wie Menschen mit dem Thema Umweltschutz umgehen.

Für meinen Teil verzichte ich auf unnötigen Kleider- und Schuhkauf. Und in dem Zusammenhang, noch ein Thema: Deko!
Zu jedem nur denkbaren Anlass und jedes Jahr neu, müssen Menschen Dekoartikel kaufen.... Ist mir unbegreiflich.

Ich esse nur sehr selten Fleisch oder Wurst, verzichte auf Fertigfutter. (ich kann kochen 😉).
Nicht extrem vegetarisch und schon gar nicht vegan, da ich nicht nachvollziehen kann, warum man natürliche Lebensmittel durch industriell-chemisch hergestellte ersetzt. Wie weiter oben schon beschrieben >> ein sehr gutes Geschäft...
Gegen die gewählte Ernährungsweise von anderen habe ich nichts einzuwenden. Ich bin nur bestürzt, mit welcher Radikalität und Aggressivität viele Veganer:innen diese Ernährungsform als die einzig seligmachende verteidigen.
# Meine Meinung #
Zuletzt geändert von roni am Mo Mär 06, 2023 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Mallory »

Die Deko ist bei mir ein ausgesprochenes Reizthema, seit ich mal hier in Fulda kurz nach Weihnachten beim Thalia vorbeikam: da stand die gesamte Weihnachtsdekoration, die im Laden verwendet worden war, in Säcken auf der Straße, allein die künstlichen "Tannenzweig"-Girlanden füllten fünf große blaue Plastiksäcke. Daneben vier große Rollen Weihnachtsgeschenkpapier, auf denen noch etliche Meter drauf waren. Alles für den Sperrmüll, der wohl für diesen Tag angesagt war.
Ich habe das damals mit dem Handy fotografiert, weil mich der Anblick fassungslos machte, und während ich noch damit beschäftigt war, kam eine vermutlich türkische Großfamilie vorbei mit mehreren Kindern. Die haben dann eine der Rollen mitgenommen und hoffentlich ihrer Bestimmung zugeführt (wobei das Zeug dann letztlich doch wieder im Müll landet, aber wenigstens wurde vorher was damit gemacht).

Im Jahr darauf hingen natürlich wieder künstliche Tannengirlanden im Thalia. Man muss wohl annehmen, dass die jedes Jahr neu angeschafft werden, und offenbar ist es einfacher, sie danach wegzuschmeißen, als sie bis nächste Weihnachten zu lagern.

Tststs .... Frohe Müllweihnachten!
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Michaela »

DEKO!!! Ja, definitiv ein Reizthema
und Lieferdienste. Was da an Müll anfällt (und teilweise auch geliefert wird), ist definitiv ein Gebiet, auf dem sich viel einsparen lässt. Ich habe mich einmal auf meinem Blog darüber ausgelassen und bis auf dieses eine Mal nie wieder Essen ins Haus liefern lassen. Wir sprechen nicht von Mahlzeiten für Personen, die aufgrund ihres Alters oder anderer Einschränkungen nicht in der Lage sind, Mahlzeiten zuzubereiten https://lanarta.de/2021/06/28/liefern-l ... die-frage/
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Mallory »

Ach ja, das verpackte Essen .... Ich habe auch aufgehört, beim örtlichen Supermarkt Essenportionen mitzunehmen. Die geben alles in Styropor aus ...

Meine Tochter hat eine Zeitlang in der Gastro gejobbt und sich immer wieder aufgeregt über Kunden, die einen Schleppkaffee kaufen, ausdrücklich einen Einwegbecher verlangen, weil sie das Getränk "mitnehmen" möchten - und dann in Sichtweite der Theke austrinken. Das ist eine Verhaltensweise, die offenbar in Hipsterkreisen mächtig eingerissen ist, auch im Fernsehen, das ansonsten mit oft künstlich herbeigezerrter "Diversität" Vorbild sein möchte ...

Wenn ihr den Eindruck habt, dass ich mich gerade aufrege, ist der nicht falsch. :mrgreen:
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Re: Kunstfaserverwirrung

Beitrag von Kerstin »

Mallory hat geschrieben: Mo Mär 06, 2023 12:39Kunden, die einen Schleppkaffee kaufen, ausdrücklich einen Einwegbecher verlangen, weil sie das Getränk "mitnehmen" möchten - und dann in Sichtweite der Theke austrinken.
Ich kann diese "to-go"-Mentalität nicht leiden. Eine frühere Kollegin von mir holte sich nach dem Essen immer so einen Kaffee zum Mitnehmen an ihren Arbeitsplatz. Sie kam auch morgens immer mit einem Kaffeebecher in der Hand an. Und das trotz eines Kaffee-Vollautomaten von De'Longhi im Büro.
Wenn ihr den Eindruck habt, dass ich mich gerade aufrege, ist der nicht falsch. :mrgreen:
Dito.

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